Neue Westfälische (Bielefeld): Gemeinschaftsschule Chance mit Charme BERNHARD HÄNEL
Bielefeld (ots)
Nachgerade schwejksche Züge hat die Vorgehensweise der rot-grünen Minderheitsregierung in Düsseldorf bei ihrem schulpolitischen Kernprojekt. Ihr Mut zu handeln geht einher mit stoischer Gelassenheit und frohgemuter Pfiffigkeit, die den politischen Gegner zur Weißglut treibt. CDU und FDP müssen mitansehen, wie Schulministerin Sylvia Löhrmann mit Hilfe der von der schwarz-gelben Landesregierung formulierten Experimentierklausel im Schulgesetz die Bildungslandschaft derzeit neu gestaltet. Arger noch: Es sind vornehmlich CDU-Kommunalpolitiker, die von den neuen Möglichkeiten Gebrauch machen wollen. Die Gemeinschaftsschule wird zweifelsohne auch in NRW ein Erfolgsmodell werden. So wie im schwarz-gelb regierten Schleswig-Holstein, wo im neuen Schuljahr 99 Gymnasien mit 112 Gemeinschaftsschulen konkurrieren. Zahlen und Interesse am neuen Modell sind dabei weniger wichtig, denn pädagogische und gesellschaftspolitische Konzepte. Längeres gemeinsames Lernen und konsequentes Vorgehen gegen die soziale Auslese im deutschen Schulsystem sind das Gebot der Stunde. Hinzu kommen die Auswirkungen des demographischen Wandels, dem das überkommene zergliederte Schulystem nicht gewachsen ist. Im ländlichen Raum sind Schließungen oder Zusammenlegungen weiterführender Schulen unvermeidlich. Immer längere Schulwege wären die Folge. Das es nicht so kommt, macht den Charme der Gemeinschaftsschule aus. Das erkennen natürlich auch christdemokratische Bürgermeister als Chance für ihre Kommune. Und so werden sie von Löhrmann bevorzugt bedient werden bei der Genehmigung. Zuständig ist dafür, weil Schulversuch, allein die Landesregierung. Wenn es zum Schwur kommt, wird die Opposition nicht umhin kommen, Frieden mit der neuen Schulform zu schließen.
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