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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Gaddafis Truppen morden weiter Srebrenica in der Wüste KNUT PRIES, BRÜSSEL

Bielefeld (ots)

Es ist ein deprimierendes Schauspiel: Die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit hat sich von Nordafrika abgewandt und konzentriert sich auf Japan. Im Windschatten schlägt Libyens Machthaber Gaddafi den Aufstand gegen seine Gewaltherrschaft blutig nieder. Seine konfusen Interviews sollten niemanden täuschen. Den Halbirren gibt er vor Kameras zur Ablenkung. Beim Vormarsch nach Osten und auf die Rebellenhochburg Bengasi geht er planmäßig vor. Gaddafis Luftwaffe wirft Flugblätter ab, auf denen die "Vernichtung der Ratten" angekündigt wird. Unterdessen laborieren EU, G 8 und UN-Sicherheitsrat seit Wochen an der Frage, ob eine Flugverbotszone angemessen wäre. Die militärisch unterlegenen Rebellen flehen um Beistand, die Arabische Liga fordert ihn. Aber es passiert nichts, nur das Morden geht weiter. Dabei war die erste Reaktion auf die Umwälzungen in Nordafrika passabel, besser jedenfalls als die frühere Kumpanei mit autoritären Herrschern: Klarstellung der eigenen Position, Forderung nach Regimewechsel, humanitäre Hilfe, wirtschaftliche Sanktionen. Die Bedenken gegen eine komplette Sperrung des libyschen Luftraums sind beachtlich. Aber die Alternative darf nicht die freie Bahn für Gaddafis Soldateska sein. Denn die Risiken müssen abgewogen werden gegen das einer "Vernichtung der Ratten" von Bengasi. In ziviler Sprache nennt man das ein Massaker - Srebrenica in der Wüste. Wenn es dazu käme, ohne dass NATO und EU ein Eingreifen auch nur versuchen, wäre das der moralische GAU.

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