Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR EHEC Ruhe bewahren CARSTEN HEIL
Bielefeld (ots)
Wenn es um unsere Nahrungsmittel geht, sind wir besonders empfindlich und vorsichtig. Das rührt an unsere Existenz. Im Fall der gefährlichen EHEC-Keime sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Diesmal geht es nicht nur um Ekelfleisch oder ein paar Würmer im Fisch, die zwar widerlich sind, aber nicht wirklich gefährlich. Diesmal kann der Verzehr der falschen Nahrung schwere Krankheiten auslösen und sogar zum Tode führen. Erschwerend kommt die Unsicherheit hinzu. Nach wie vor ist nicht klar, was und wo die Quelle der Verunreinigungen ist. Und auch die Tatsache, dass als besonders gesund betrachtete Lebensmittel nun im Verdacht stehen, krank zu machen, sorgt für Verunsicherung. Unsicherheit schürt Unruhe und bei ängstlichen Menschen Panik. Selbst gegen die Geißel Aids kann sich der Mensch besser schützen als gegen den EHEC-Keim - durch entsprechendes Verhalten. Derzeit hält das zuständige Robert-Koch-Institut zwar an seinen Hinweisen für den Umgang mit Rohkost fest. Doch sicher, dass sie helfen, ist wohl auch in Berlin niemand mehr. Denn inzwischen wissen die Experten nicht mal mehr, ob Salat, Tomate & Co. wirklich die Ursache des Übels sind. Dennoch ist es nicht die Zeit für Panik. Auch wenn die Zahl der Erkrankungen steigt, bleibt die Wahrscheinlichkeit für den Einzelnen verhältnismäßig gering, von dem Keim dahingerafft zu werden. In jedem Winter sterben mehr Menschen an den Folgen einer normalen Grippe. Behörden und auch Fachleute sind in einer Zwickmühle. Natürlich müssen sie informieren und aufklären. Aber sie machen auch leicht, zu leicht, in Alarmismus. Flugs werden spanische Gurken verantwortlich gemacht. Zu Unrecht, scheint es heute. Da sollte man sich etwas mehr Zeit lassen, die Erkenntnisse zu überprüfen, und Ruhe bewahren. Bei den Experten wie bei den Verbrauchern.
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