Neue Westfälische (Bielefeld): Kinder in Fukushima verstrahlt Mehr Ehrlichkeit, bitte! MARTIN KÖLLING, TOKIO
Bielefeld (ots)
Japans Regierung hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Erst beteuert sie, Fukushima sei kein Tschernobyl. Später gesteht sie ein, dass Japans Atomkatastrophe ähnlich schlimm sei. Sie beharrt darauf, dass es keine vollständige Kernschmelze gab. Dann gibt sie zu, dass der Kernbrennstoff in einem Reaktor sogar durch den Druckbehälter geschmolzen ist. Sie sagt, eine Evakuierungszone von 20 Kilometer reiche, und erweitert sie dann doch. Kein Wunder, dass viele Eltern in Fukushima nun der Atomaufsicht Nisa nicht glauben, dass ihre Kinder wenn überhaupt, dann nicht gesundheitsschädlich verstrahlt worden sind. Zugestanden, das Krebsrisiko ist in Fukushima geringer als in der Ukraine. Denn anders als in Tschernobyl loderten die Reaktoren nicht Wochen lang. Nur kurz nach dem Unfall setzten sie radioaktives Jod frei, das sich in der Schilddrüse anreichert und das Risiko von Schilddrüsenkrebs erhöht. Aber die Angst vor Krebs bleibt ein Leben lang. Anstatt zu beschwichtigen und alle noch heilen AKWs weiterhin als sicher zu bezeichnen, sollten Japans Politiker und Beamte die berechtigten Sorgen der Bürger endlich anerkennen. Die Nation hat eine ernsthafte Debatte über die Gefahren der Atomkraft verdient. So viel Ehrlichkeit ist Japan den Kindern von Fukushima schuldig.
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