Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Spannungen zwischen USA und Iran Komplott mit Fragezeichen DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON
Bielefeld (ots)
Welchen Vorteil hätte der international als gefährlich launisches Schmuddelkind geächtete Iran davon, wenn von ihm bezahlte mexikanische Drogenkartell-Killer auf amerikanischem Boden einen saudischen Topdiplomaten in die Luft jagen? Die Antwort auf die Frage ist selbst bei Abwägung der verschrobensten Theorien einfach: keinen. Im Gegenteil. Teheran hätte seinen Erzfeinden Saudi-Arabien und Amerika jeden Hebel in die Hand gegeben, militärisch zu reagieren. Was nicht bedeuten muss, dass die Geschichte für die Öffentlichkeit völlig zurechtgebogen sein muss. Es kann sehr wohl sein, dass sich Kräfte im Sicherheitsapparat der Mullahs verselbstständigt haben und auf eigene Karte arbeiten, um das zerstrittene Regime zu destabilisieren. Dass die oberste weltliche (Ahmedinedschad) und geistliche Führung (Chamenei) des Landes von dem Plan wussten oder ihn gar billigten, ist dagegen fragwürdig. Es klingt ungewollt zynisch, aber der Iran hat in der Vergangenheit versiertere Spezialisten auf verdeckte Todeskommandos geschickt als einen halbseidenen Autoverkäufer, der einen Narco-Killer nicht von einem Geheimdienstspitzel zu unterscheiden weiß. Für die politische Wetterlage ist das unerheblich. Das iranisch-amerikanische Beziehungsknäuel hat in den über drei Jahrzehnten seit der Khomeini-Revolution von 1979 niemand wirklich entwirren können. Es hat auch, zum Glück, auf beiden Seiten noch niemand ernsthaft versucht, den Knoten mit Gewalt zu lösen. Dieses Risiko ist nach der Aufdeckung einer haarsträubenden Anschlagsverschwörung gestiegen. Amerika ist außer sich. Washington wird den nach der Atombombe greifenden Iran weiter isolieren. Das Schmuddelkind muss wieder in der Ecke stehen - eine gefährliche Eskalation.
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