Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Gaddafi ist tot Die Welt kann aufatmen RALPH SCHULZE, MADRID
Bielefeld (ots)
Auf diese Nachricht haben die Libyer lange gewartet: Muammar al Gaddafi, der langjährige Tyrann von Tripolis, ist tot. Auch wenn der Ex-Diktator die Macht in seinem Wüstenreich schon vor Monaten verloren hatte, sorgte die Ungewissheit über seinen Aufenthaltsort, über seine möglichen Terrorpläne, noch immer für Unruhe. Jetzt können Libyen und die Welt aufatmen. Nach 42 Jahren eisenharter Unterdrückung ist das Land von seinem schlimmsten Feind endgültig befreit. Auch der Krieg, der noch in Gaddafis letzter Hochburg, seiner Geburtsstadt Sirte, tobte, wird mit dem Fall der Stadt hoffentlich zu Ende sein. Mit dem Tod des unbarmherzigen Despoten wird wohl auch der letzte Widerstand seiner Getreuen zusammenbrechen, der Waffendonner verstummen und der Frieden eine Chance bekommen. In keinem arabischen Land floss bisher nach dem Aufstand des Volkes gegen seinen Despoten so viel Blut wie in Libyen. Zehntausende Tote, unzählige Verletzte, ein zerstörtes Land. Trotzdem hat Gaddafi auch mit brutaler Gewalt nicht die Revolution aufhalten können. Weil die Verzweiflung der Menschen größer war als ihre Angst. Das sollte anderen Diktatoren, die für ihren Machterhalt skrupellos ihr eigenes Volk zusammenschießen lassen, eine Lehre sein. Zum Beispiel für Syriens Präsidenten Baschar al Assad, welcher derzeit mit Gaddafis Methoden ums Überleben kämpft. Helfen wird auch ihm dies nicht. Freiheitsdrang und Gerechtigkeit lassen sich unterdrücken, aber nicht für immer aufhalten und ersticken. Man darf natürlich nicht übersehen, dass die Libyer ohne westliche Hilfe vermutlich kaum den Krieg gegen ihren grausamen Despoten gewonnen hätten. Die NATO-Luftangriffe, die mit Rückendeckung der Vereinten Nationen stattfanden, haben letztlich der Revolution zum Erfolg verholfen.
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