Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Öffentlichkeitsfahndung gegen Rechtsterroristen Déjà-vu-Erlebnis HUBERTUS GÄRTNER
Bielefeld (ots)
Das Bundeskriminalamt und die Bundesanwaltschaft holen jetzt sinnvollerweise das große Besteck heraus. Mit einer bundesweiten öffentlichen Fahndungsaktion wollen sie die Hintermänner und Unterstützer der Neonazi-Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund ermitteln. Bei vielen Bürgern in diesem Land ruft das ein schreckliches Déjà-vu-Erlebnis hervor. Ihnen kommt es so vor, als hätten sie das Gegenwärtige schon einmal erlebt. Sie fühlen sich an die siebziger und achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts erinnert, als die Rote Armee Fraktion ihre Blutspur durch Deutschland zog. Damals ermordeten die Linksterroristen 34 Menschen und verübten zahlreiche Banküberfälle und schreckliche Sprengstoffattentate mit einer Vielzahl von Verletzten. Die Fahndungplakate von damals und heute sehen sich in ihrer Aufmachung und grafischen Gestaltung verblüffend ähnlich. Wie es scheint, wurden nur die Namen ausgewechselt. Nicht mehr Andreas Baader und Gudrun Ensslin - sondern die toten Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos sowie deren Komplizin Beate Zschäpfe stehen darauf. Auf den ersten Blick hat es den Anschein, als wollten die Bundesbehörden nun bis ins Plakat hinein beweisen, dass sie den rechten Terror von heute genauso ernst nehmen wie den linken von damals. Offenbar haben die Ermittler und Verfassungsschützer viel Nachholbedarf. Ihr Blick nach rechts war lange vernebelt. Allmählich wird klar, dass es in Deutschland ein größeres Netzwerk von Rechtsterroristen gibt in das NPD-Politiker verwoben sind. Als die RAF mordete, gab es inszenierte Hatz und in der Bevölkerung bisweilen regelrechte Hysterie. Der Kampf gegen rechts war bislang hingegen von Ignoranz, Desinteresse, Zaudern und Ängstlichkeit bestimmt. Es ist höchste Zeit, dass sich das ändert.
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