Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Weltwirtschaftsforum in Davos Ohne Geld geht es nicht HANNES KOCH, BERLIN
Bielefeld (ots)
Verschleuderte Zeit, verschwendetes Geld? Das mag man denken, wenn auch dieses Jahr wieder tausende Reiche und Mächtige im Schweizer Skiort Davos zusammenkommen - von Mittwoch bis Sonntag bewacht von einer millionenteuren Armada aus Polizei und Militär. Aber trotz allen vielleicht überflüssigen Geredes hat das Weltwirtschaftsforum 2012 doch eine besondere Bedeutung. Schon vor Beginn des Treffens zeichnet sich eine Art globaler politischer Konsens darüber ab, wie die europäische Schuldenkrise zu lösen sei. Wichtige Organisationen, darunter der Internationale Währungsfonds, Notenbanken und die Internationale Arbeitsorganisation, haben Davos als Anlass für ihr Plädoyer gewählt. Nicht nur IWF-Chefin Christine Lagarde weist dabei auf zwei schlichte Punkte hin. Erstens: Europa sollte rund 400 Milliarden Euro mehr mobilisieren, um überschuldete Euro-Länder vor einer Katastrophe zu bewahren. Zweitens: Die Europäische Zentralbank muss sich mit mehr Geld engagieren, als sie es bisher getan hat. Beide Botschaften treffen nicht auf die Zustimmung von Kanzlerin Angela Merkel. Schätzungsweise wird sie das bei ihrer Eröffnungsansprache in Davos am Mittwoch auch formulieren. Merkel denkt an die Ablehnung, die viele Bundesbürger derartigen Ideen entgegenbringen. Noch mehr öffentliches Geld, kommt dann nicht die Inflation? Nun sollte man aber zur Kenntnis nehmen, dass der versammelte globale Wirtschaftssachverstand mehr finanzielles Engagement von Europa verlangt. Sich diesem Ratschlag zu verschließen grenzte daran, die Realität zu ignorieren. Deshalb ist es nicht unwahrscheinlich, dass Angela Merkel erst hinhaltenden Widerstand leistet und später auf den Konsens von Davos einschwenkt. Käme es so, hätte das Weltwirtschaftsforum wieder einmal einen Sinn gehabt.
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