Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Der Energiegipfel in Berlin Wende mit Geduld HANNES KOCH, BERLIN
Bielefeld (ots)
Die Energiewende ist kein Desaster, sondern ein Generationenprojekt. 40 bis 50 Jahre wird es dauern, von nuklear-fossiler auf regenerative Energieversorgung umzusteigen. Angesichts dieses Zeitraums sind aktuelle Probleme nur kleine Klippen, die die Politik mit etwas Geduld umschiffen kann. Das hat der Energiegipfel gezeigt. Geht der Ausbau der Hochspannungsleitungen zu langsam voran? Teilweise ja, manche Leitungen werden seit Jahren geplant, sind aber wegen Koordinationsproblemen zwischen den Bundesländern noch immer nicht fertig. Wenn sich die Verantwortlichen zusammenraufen, lässt sich diese Blockade überwinden. Wird die deutsche Stromversorgung unsicherer? Weil die Atomkraftwerke nach und nach abgeschaltet werden und die Öko-Energie wetterbedingt stark schwankt, ist die Versorgung nicht immer stabil. Aber auch das lässt sich regeln: Die Netzbetreiber werden Reserveenergie bei den Betreibern neuer Gaskraftwerke kaufen. Das kann mittels Versteigerungen geschehen - so kommt der günstigste Anbieter zum Zuge, und die Verbraucher zahlen nicht zu viel. Wird die Energiewende zu teuer? Sicher ist, dass die Strompreise weiter steigen. Schließlich werden Milliarden Euro in neue, wenig erprobte und deshalb teurere Technik investiert, um eine neue Versorgungsinfrastruktur aufzubauen. Das funktioniert kaum ohne die finanzielle Förderung durch den Staat und die Umlage eines Teils der Kosten auf die Verbraucher. Beides allerdings muss streng kontrolliert und begrenzt werden. Wenn diese Bedingung erfüllt ist, stehen die Chancen gut, dass die Energiewende auch ökonomisch ein Erfolg wird. Schließlich bietet sie die einmalige Chance, dass wir uns von den schnell teurer werdenden fossilen Energieträgern weitgehend unabhängig machen.
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