Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR USA, Israel und der Iran Obama in Geiselhaft DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON
Bielefeld (ots)
In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob es schlau ist, den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika politisch öffentlich in Geiselhaft zu nehmen. Nichts anderes tut zurzeit der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu. Die Drohungen seiner Regierung, das Atomprogramm des Iran im Alleingang militärisch anzugreifen, zeigen drastisch, dass in Washington und Tel Aviv die Uhren nicht mehr synchron ticken. Dabei ist die Mehrheit der israelischen Bevölkerung, darunter auch Präsident Peres, gegen einen Militärschlag auf eigene Faust. Hochrangige Militärs und Geheimdienstler in Israel raten davon ab, weil das iranische Atomprogramm allenfalls zurückgeworfen, aber nie auf null gebombt werden könnte. Amerika wiederum will nicht in einen neuen Krieg gezwungen werden und fürchtet eine Kettenreaktion im Nahen Osten. Netanjahu will von Obama nicht weniger als die in Stein gemeißelte Zusage, dass Amerika die iranischen Atom-Ambitionen spätestens im Sommer 2013 von der Landkarte bombt. Israels Premier wandelt aber auf einem schmalen Grat, wenn er Obama Wankelmut unterstellt. Die roten Linien sind längst da. Von Obama zu verlangen, sie öffentlich mit einer konkreten Kampfansage an das widerborstige Mullah-Regime zu versehen, ist töricht.
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