Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Merkel besucht Athen Bekenntnis CARSTEN HEIL
Bielefeld (ots)
Mit dem Besuch der deutschen Kanzlerin in Athen ist das Mega-Problem der Griechen nicht gelöst. Nach wie vor sind sie von der Pleite bedroht, ihr dauerhafter Verbleib in der Eurozone ist nicht garantiert. Aber Angela Merkel ist zur richtigen Zeit mit der richtigen Botschaft nach Griechenland gereist. Sie hat materiell zwar nur eine lächerliche Kleinigkeit von 30 Millionen Euro mitgebracht, aber Politik ist mehr als Geld. Der Besuch hat symbolischen, weil vertrauensbildenden Wert. Merkel hat gestern den Griechen, den Märkten, den eigenen Koalitionspartnern aus FDP und CSU, den Deutschen und letztlich Europa deutlich gemacht, dass Berlin an der Seite Athens steht. Und das ist ihr gelungen, ohne sich aufzuspielen, ohne Deutschland wichtiger zu machen, als es ist. Denn im Gleichklang hat EU-Währungskommissar Olli Rehn angekündigt, dass die nächste Hilfsrate von gut 31 Milliarden ausgezahlt wird. Das ist das größere Geschenk, das Merkel für ihren Kollegen Antonis Samaras im Gepäck hatte, denn diese Botschaft war abgestimmt. Merkel hat lange gebraucht, aber nun scheint sie ihren Weg in der Euro-, Banken- und Schuldenkrise gefunden zu haben. Sie bekennt sich klar zu Europa und eiert nicht mehr aus innenpolitischen Erwägungen herum. Dieses Bekenntnis kann sie nicht mehr leugnen. In Deutschland wird sich die Frage stellen, wie die CDU-Chefin die Krawallos aus CSU und FDP einfängt und wie sie die Wählerinnen und Wähler mit auf ihren Weg nimmt. Das aber ist ein kleines Problem gemessen an den Sorgen der Griechen. Auf die kommen harte Jahre zu. Die Gefahr ist nicht vorbei. Die Proteste in Athen zeigen, dass die Reformen sozial ausgewogener werden müssen. Und auch die Deutschen werden sich darauf einstellen müssen, eines Tages konkret ihren Beitrag zu leisten.
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