Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar CSU-Sprecher tritt zurück Arroganz der Macht ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN
Bielefeld (ots)
Kaum bewegen sich in den bayerischen Meinungsumfragen die Werte auf eine absolute Mehrheit der CSU zu, zeigt sich in der Partei die Arroganz der Macht. In dem Sprecher Hans Michael Strepp scheint die Freude über die Umfragen und den CSU-Parteitag einen Hauch von Nordkorea-Euphorie erzeugt zu haben. Der Mann verwechselte das ZDF offenbar mit einem Staatsorgan und wollte allen Ernstes durchsetzen, dass der Sender den SPD-Parteitag mit dem Seehofer-Konkurrenten Christian Ude totschweigt. Eine solch dreiste Intervention zur Unterdrückung der Pressefreiheit offenbart ein vordemokratisches Staatsverständnis. Dass CSU-Chef Horst Seehofer schnell die Reißleine zog, war notwendig. Eine Partei, die bestrebt ist, den politischen Gegner von der Bildfläche verschwinden zu lassen, kann am Koalitionstisch in Berlin nicht mehr auftrumpfen - das hat Seehofer richtig eingeschätzt. Es ist übrigens genau die Arroganz der Macht, die die Menschen auch in Baden-Württemberg von der Union entfernt hat. Überall da, wo Parteien auf eine jahrzehntelange Herrschaft zurückblicken, besteht die Gefahr von politischen Allmachtsfantasien. Wie weit solche Vorstellungen in der CSU verankert sind, wird über Strepps Rücktritt hinaus die Öffentlichkeit weiter beschäftigen.
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