Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Duell Merkel gegen Steinbrück Patzer ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN
Bielefeld (ots)
Der Vorwahlkampf im Bundestag läuft auf Hochtouren. Bundeskanzlerin Angela Merkel übt sich in kräftigem Eigenlob und verkündet, dass es sich bei der schwarz-gelben Regierung um die erfolgreichste seit der Wiedervereinigung handele. Die Bürger sehen das anders: Fast 70 Prozent halten von dieser schwarz-gelben Bundesregierung rein gar nichts, wie eine Umfrage jüngst ergab. Allerdings schafft es Angela Merkel, das hässliche Erscheinungsbild einer im Dauerstreit verbissenen Koalition hinter sich zu lassen. Und an der präsidial über den Niederungen schwebenden Regierungschefin beißt sich erkennbar auch der SPD-Herausforderer Peer Steinbrück die Zähne aus. Er nennt sie Weltmeisterin in der Erfindung von Etiketten, wirft ihr bei der Griechenlandhilfe einen fortgesetzten "Schleiertanz" vor und sieht eine Koalition, die sich vielen drängenden Problemen verweigert. Da mag überall etwas dran sein, aber trotzdem schafft es Steinbrück nicht, Merkel zu stellen. Vielleicht liegt es an Steinbrücks mittelmäßiger Tagesform. Der Kandidat redet zu schnell und zu lustlos. Der Applaus aus der SPD-Fraktion war schon mal freundlicher. Und bei den Grünen regt sich kaum eine Hand. Nimmt man nur das Applausometer als Maßstab, so lässt sich nüchtern feststellen, dass Merkel bei ihren Leuten rund dreimal so gut ankommt wie Steinbrück bei Rot-Grün. Nun mag das gestern daran gelegen haben, dass Steinbrück wieder einmal ein Patzer unterlaufen ist. Einer seiner gerade erst eingestellten Berater musste gehen, weil es sich offensichtlich um den Falschen gehandelt hatte. Nach dem Umgang mit seinem Vortragshonorar von den Bochumer Stadtwerken scheint ihm auch bei dem Berater das nötige Fingerspitzengefühl gefehlt zu haben. Viel mehr Patzer kann sich Steinbrück nicht erlauben. Sonst wird dieser Wahlkampf für Angela Merkel ein Spaziergang.
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