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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Eurorettung kostet Geld Geplatzte Illusionen ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Bielefeld (ots)

Die Wahrheit kommt der schwarz-gelben Bundesregierung nur zögerlich über die Lippen: Die Eurorettung und speziell die Griechenlandhilfe wird am Ende aller Tage Geld kosten. Bisher hat Deutschland an den Griechenland-Krediten 300 Millionen Euro Zinsen verdient. Auch wenn es die Stammtischstrategen schon immer so darstellten, als würde Deutschland das Geld geradezu lastwagenweise nach Hellas karren. Das neue Hilfspaket schlägt sich nun aber in ganz realen Belastungen im Bundeshaushalt nieder. Dass die Rettung der Gemeinschaftswährung einen Preis hat, sagen Politiker von SPD und Grünen schon lange. Die Bundesregierung hat aber gerne die Illusion verbreitet, dass es sich bei der Eurorettung lediglich um Bürgschaften und Garantien handelt. Es wäre Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem Finanzminister Wolfgang Schäuble sicher lieber gewesen, wenn diese Illusionen nicht schon vor dem Wahltermin geplatzt wären. Aber der Preis für diese Flucht vor der Wirklichkeit wäre die Pleite Griechenlands gewesen. In der Union und auch in der FDP rufen die Euroskeptiker nun wieder nach der Staatsinsolvenz und Athens Austritt aus der Eurozone. Aber dieser Exit wäre nicht nur ökonomisch unverantwortlich. Was wäre das politisch für ein erbärmliches Signal an die Welt, wenn die Euroländer nicht einmal die Solidarität aufbrächten, das kleine Hellas in den eigenen Reihen zu halten? Zudem sagen alle Experten, dass Athen bei den Reformen entscheidende Fortschritte macht. Noch mehr Sparen geht aber nicht. Griechenland ist ein Land mit Menschen und keine Zitrone, die man bis auf den letzten Tropfen auspressen kann. Hellas braucht eine realistische Überlebenschance. Wetten, dass deshalb auch der öffentliche Schuldenschnitt wieder auf die Tagesordnung kommt? Spätestens nach der Bundestagswahl.

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