Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Nach den Wahlen in Italien Arroganz JULIUS MÜLLER-MEININGEN, ROM
Bielefeld (ots)
Eine "Absage an die EU", eine "Katastrophe", "Unregierbarkeit". So lauten die einhelligen Reaktionen auf das Ergebnis der Parlamentswahl in Italien. Sorgenvoll blicken die EU-Regierungschefs auf Rom nach der Wahl. Unverständnis und Kopfschütteln über die Nachbarn im Süden hilft nicht weiter. Auch ist die Schuld für den Wahlausgang nicht bei einer ignoranten Bevölkerung zu suchen. In Berlin, Paris oder London sollte man sich die Frage stellen, warum Europa nicht nur die Zustimmung der meisten Griechen, sondern auch das Wohlwollen von immer mehr Italienern zu verlieren droht. Der klammheimliche und zuweilen auch explizit geäußerte Gedanke, es handele sich im Süden vor allem um faule Schmarotzer, ist ebenso populistisch wie das laute Gebrüll gegen das Spardiktat der EU. Eine Konsequenz der Wahl auch für die Partner in Nordeuropa muss die Beantwortung der Frage sein, wie die EU zusammengehalten werden kann, ohne dass sich in Italien der Eindruck weiter verbreitet, eine Nation allein, nämlich Deutschland, diktiere die Bedingungen. Die Verantwortung für die große Kluft haben nicht nur Berlusconi oder Grillo. Schuld sind auch eine schlechte Vermittlung politischer Ideen über Landesgrenzen hinweg und die Arroganz deutscher Politiker.
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