Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Ägypten und Obama Amerika wirkt ratlos DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON
Bielefeld (ots)
Im Arabischen Frühling, der partout keinen stabilen Sommer nach sich ziehen will, bleibt es dabei: Washington steht wieder einmal auf der falschen Seite der Geschichte. Erst hat die Supermacht auf der anderen Seite des Atlantik zu lange an dem nützlichen Despoten Mubarak festgehalten und den aufkeimenden Freiheitswillen in Kairo ignoriert. Jetzt, wo das ägyptische Militär auf Drängen der Straße den von Washington lange hofierten politischen Islamisten Mursi wegen Erfolglosigkeit vom Hof gejagt hat, steht Amerika erneut vor einem Schlamassel. Darf man ein Land weiter mit milliardenschwerer Militärhilfe pampern, in dem die Generäle eine ungeliebte, gleichwohl aber demokratisch legitimierte Regierung absetzen? Amerikanische Gesetze aus der Zeit des Kalten Krieges verbieten das glasklar. US-Präsident Obama vollführte darum am Abend der zweiten ägyptischen Revolution, sinnigerweise auch der Vorabend des amerikanischen Unabhängigkeitstages, rhetorische Verrenkungen. Die geltenden Sprachregelungen wirken ratlos bis beliebig. Sie atmen eine Haltung, die vielen moderaten Ägyptern,denen die Muslimbruderschaft Mursis von Beginn an ein Dorn im Auge war, nicht behagen wird: Washington will sich auch weiter nicht wirklich einmischen. Muss es aber. Der Druck auf die Militärführung, sich so schnell wie möglich aus dem Putsch-Gewerbe zu verabschieden, kann nur so funktionieren: Zieht euch zurück oder wir drehen euch den Geldhahn ab! Wenn die Vereinigten Staaten von Amerika diesmal nicht alles unternehmen, vor Neuwahlen liberale und gemäßigte Kräfte zu unterstützen, werden sie auf Jahrzehnte hinaus jeden Einfluss in einem der bevölkerungsreichsten Länder des Nahen Ostens verlieren.
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