Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR ADAC Nicht durchgestanden Ralph müller, münchen
Bielefeld (ots)
Super-Verein, Mega-Skandal, Giga-Fallhöhe: Die schlimmsten Vermutungen scheinen sich beim ADAC in letzter Zeit regelmäßig zu bewahrheiten. Und es ist nicht anders als in der Politik: Aussitzen mit dem zweifelhaften Schutzargument, man dürfe ge-rade in Krisenzeiten nicht von der Fahne gehen, funktioniert nicht. Das musste jetzt auch ADAC-Präsident Peter Meyer einsehen. Die Krise ist für den zweitgrößten Autofahrerclub der Welt noch längst nicht vorbei. Vielleicht hat sie gerade erst so richtig begonnen. Da ist noch vieles in der Pipeline, was den Club in den nächsten Wochen weiter Negativschlagzeilen verschaffen dürfte: die ungeklärten Umstände der Vorstandsflüge mit Rettungshubschraubern, die Geschäfte mit Autobatterien und die eigenwillige Gestaltung der ADAC-Pannenstatistik. Und dann natürlich noch die Ergebnisse der Untersuchungen zu den "Gelben Engeln" der Jahre 2005 bis 2013. Der Zeitzünder für den vielleicht größten Sprengsatz tickt beim Amtsgericht München. Dort prüft man seit einigen Wochen, ob der Verein mit seinen (noch) knapp 19 Millionen Mitgliedern den Vereinsstatus behalten darf. Wird diese Frage verneint, kann das für den ADAC zu einer Existenzfrage werden. In seiner bisherigen Struktur wird er nicht weiterbestehen können. Und dann ist da auch noch die Mitgliedschaft. Die Zeiten, in denen Verbandspräsident Meyer jedes Jahr stolz über einen weiteren Anstieg der Mitgliederzahl berichten konnte, dürften erst einmal vorbei sein. Das ursprüngliche Ziel, in diesem Jahr die 20-Millionen-Marke zu knacken, können die ADACler getrost knicken. Das größte Mysterium wartet auch noch auf Erhellung: Warum eigentlich wurde an der Wahl zum "Gelben Engel" herummanipuliert? War es nur die Eitelkeit eines Chefredakteurs, oder steckt noch mehr dahinter? Wer diese Frage beantwortet, sollte einen "Gelben Engel" bekommen. Davon hat der ADAC bald mehr als genug, denn sie werden ihm von den ausgezeichneten Unternehmen jetzt kiloweise vor die Tür gekippt.
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