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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Ursula von der Leyens Attraktivitäts-Offensive Offene Fragen Alexandra Jacobson, Berlin

Bielefeld (ots)

Dass die Bundesverteidigungsministerin der Trup-pe mehr Kitas und Flachbildschirme verpassen will, hat einige Militärs wie etwa den Ex-Generalinspekteur Kujat auf die Palme getrieben. Der Verdacht, dass die CDU-Frau auch im Bendlerblock nichts anderes sei als eine verkappte Familienministerin, wird breitgetreten. Gemach, gemach. Für die große Entrüstung an dieser Stelle gibt es keinen Anlass. Denn natürlich hat von der Leyen recht. Was die Ministerin durchsetzen will, wünschen sich die Soldaten selber. Die Kritik an kaum noch zumutbaren Unterkünften ist uralt, ohne dass sich bisher Grundlegendes verbessert hätte. Altbekannt ist auch die Frustration über ständige Versetzungen und anstrengende Wochenendpendlerei. Eine Freiwilligenarmee muss mit den Menschen achtsamer umgehen und stärker Rücksicht gerade auf die Interessen der Familien nehmen. Sonst bleiben die Bewerber einfach weg. Dass die Bundeswehr trotzdem kein normaler Arbeitgeber ist, weil es beim Militär auch um Fragen von Tod oder Leben geht, ist eine Binsenwahrheit. Das rechtfertigt aber keinen schludrigen Umgang mit dem Personal. Dass die Kritik an der Verteidigungsministerin so scharf ausfällt, hat aber auch einen ernsten Hintergrund. Was die militärische Seite ihres Amtes angeht, bleibt sie bisher die Antworten auf viele Fragen schuldig. Hier wünscht man sich mitunter etwas mehr Substanz. Gerade weil wir in Europa in eine Phase eintreten, die sicherheitspolitisch mit neuen Unwägbarkeiten gepflastert ist. Militärisch stellen sich angesichts der Ukraine-Krise einige Fragen grundsätzlich neu. Ist es richtig, den Umbau der Bundeswehr auf eine Interventionsarmee so kompromisslos zu betreiben? Könnte in Zukunft nicht doch das Konzept der Heimatverteidigung wieder an Bedeutung gewinnen? Und welche Rüstungsbeschaffungen sind vordringlich? Es wird Zeit, dass von der Leyen auch auf diese Fragen schlüssige Antworten hat.

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