Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar IS-Terror in Libyen Der Preis der Freiheit Julius Müller-Meiningen, Rom
Bielefeld (ots)
Bislang wirkten die Terroristen des Islamischen Staates (IS) wie eine furchterregende wilde Horde, die ihre Gräueltaten weit weg von Europa beging. Auch wenn die Islamisten aus Syrien und dem Irak bis nahe an die türkische Grenze heranrückten, war das zumindest der weitverbreitete Eindruck. Mit ihrem Vormarsch in Libyen hat sich die Lage verändert. Während die Gewaltakte Einzelner im Namen des Dschihads unsere Städte längst erschüttern, steht nun auch der organisierte Terror vor den Toren Europas. Italien ist als direkter Mittelmeeranrainer unmittelbar betroffen. Das zeigen die täglich von der libyschen Küste ablegenden Flüchtlingsboote, die nach stundenlanger Fahrt die Insel Lampedusa erreichen. Tripolis ist in etwa so weit entfernt von Sizilien wie Frankfurt von München. Worte und Taten der IS-Schlächter lassen keinen Zweifel an den Absichten der Terroristen. Mit Horrortaten wollen sie Schrecken verbreiten. Es ist ihnen ernst, wenn sie davon reden, jetzt südlich der italienischen Hauptstadt zu stehen. Rom ist dabei das Symbol für den christlich geprägten Westen. Rom steht auch für Paris, Berlin, Madrid, Washington und Wien. Dieser Westen ist nun zu einer eindeutigen Reaktion herausgefordert. Die Frage ist, wie den Terroristen beizukommen ist. Mit Diplomatie? Das ist mehr als zweifelhaft. Mit Bomben aus der Luft? Anschließend stellt sich erneut die Frage, wie das Chaos in einem immer mehr zerstörten Land in stabile Bahnen geleitet werden kann. Daran ist der Westen bereits gescheitert. Ist also der Einsatz von Bodentruppen, etwa unter internationaler Aufsicht, unumgänglich? Die Kriege der USA im Irak und in Afghanistan sind abschreckende Beispiele für ein Engagement vor Ort. Man solle jetzt nicht von der absoluten Gleichgültigkeit in irrationale Hysterie verfallen, warnte Italiens Premier Matteo Renzi richtigerweise. Doch der Westen steht vor einer schwerwiegenden Entscheidung. Auf längere Sicht steht nichts weniger auf dem Spiel als unsere Freiheit.
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