Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Bericht der Gutachterkommission zu Behandlungsfehlern Vergleichsweise bessere Adresse PETER STUCKHARD
Bielefeld (ots)
Ein Krankenhaus ist keine Wellness-Oase. Hier versuchen Ärztinnen und Ärzte mit scharfen Messern, potenziell gefährlichen Strahlen und hochwirksamen Arzneimitteln Patienten zu heilen. Wer glaubt, er gehe kein Risiko ein, wenn er sich einer Behandlung unterzieht, irrt fundamental. Das gilt auch und insbesondere für Maßnahmen, die nicht der Wiederherstellung der Gesundheit, sondern verblasster Schönheit gelten. Erschwert eine Komplikation den Krankheitsverlauf oder bleibt der erhoffte Heilungserfolg ganz aus, sind Patienten oft irritiert. Hätte der Arzt das nicht vorhersehen müssen, hat er womöglich einen Fehler gemacht? Dabei liegen manche Entwicklungen allein in der Krankheit begründet. Für eine Hirnhautentzündung als Komplikation der Maserninfektion wird man nur das Schicksal verantwortlich machen können. Anders ist es, wenn die Komplikation durch eine fehlerhafte Behandlung eintritt. Ob sich dann aber ein Ursache-Wirkung-Zusammenhang herstellen lässt, müssen im Zweifel Richter beurteilen. Die können das natürlich nicht. Es schlägt die Stunde der medizinischen Gutachter, über deren Qualifikation, Sorgfalt und vor allem deren Unabhängigkeit derzeit viel diskutiert wird. Da ist die Ärztekammer die vergleichsweise bessere Adresse. Für Privatpatienten ohnehin die einzige Möglichkeit, sich außergerichtlich und unentgeltlich Klarheit zu verschaffen. Kassenpatienten steht zudem die Möglichkeit offen, sich an ihre Krankenkasse zu wenden. Welche Option man zieht, liegt im Bereich der persönlichen Überzeugungen. Das Patientenrechtegesetz hat immerhin, zum Beispiel im Bereich der Beweislast bei Haftungsfragen, einige Klarstellungen gebracht. Dennoch: Es ist für Patienten nach wie vor kein einfacher Weg, bei ärztlichen Behandlungsfehlern ihr Recht zu suchen. Denn abgesehen von einigen Ausnahmefällen muss der Patient dem Arzt beweisen, dass der einen Fehler gemacht hat.
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