Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Eine Sportnachricht, die der ganzen Region einen Schub versetzt Hoffen auf den Effenberg-Effekt Lothar Schmalen
Bielefeld (ots)
Plötzlich ist Ostwestfalen-Lippe in aller Munde. Aufmacher-Thema in den großen Online-Portalen und Sportteilen der überregionalen Tageszeitungen. Auch die Liveticker der TV-Nachrichtenkanäle kamen an OWL nicht vorbei. Dabei war, von außen betrachtet, die Nachricht eigentlich gar nicht so aufregend. Ein Fußball-Zweitligist stellt einen neuen Trainer ein, um die Mannschaft, nachdem der Saison-Auftakt reichlich misslungen ist, wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Aber: Wann wäre je die Pressekonferenz eines Fußballclubs, der im unteren Tabellen-Drittel der Zweiten Liga herumkrebst, zur Mittagsstunde live im Fernsehen übertragen worden? Dass Stefan Effenberg, einer der bekanntesten deutschen Fußballsportler aller Zeiten, seine erste Trainerstation ausgerechnet in OWL absolvieren will, streichelt tatsächlich die ostwestfälische Seele, und hat die Region zwischen Petershagen und Warburg, zwischen Harsewinkel und Höxter auch bei denen auf die Landkarte gesetzt, für die Ostwestfalen-Lippe immer noch das Niemandsland tief im Osten von Nordrhein-Westfalen ist. Dem erfolgreichen Möbelhändler und Paderborner Fußball-Präsidenten Wilfried Finke jedenfalls ist einer der größten und überraschendsten Coups der letzten Jahre in der deutschen Fußball-Szene überhaupt gelungen. Respekt! Dass es wieder der SC Paderborn ist, der - nach dem sensationellen Aufstieg in die Bundesliga vor gut einem Jahr - dafür sorgt, dass OWL ein Ausrufezeichen in Deutschland setzt, mag zwar manchem eingefleischten Fan der Bielefelder Arminia ein gewisses Bauchgrummeln verursachen. In Wirklichkeit aber merken auch die Bielefelder: Von diesem Paderborner Husarenstück profitiert die ganze Region. Es ist ja nicht so, dass OWL nicht schon einige Weltmarken hätte - wer wollte bestreiten, dass Miele, Oetker und Claas in diese Kategorie gehören? Und natürlich hat der Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann nach wie vor Weltgeltung. Auch die Nationaldenkmäler in OWL, das Hermannsdenkmal in Detmold und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Porta Westfalica, kennt in Deutschland (fast) jedes Kind. Aber gerade deshalb macht es nachdenklich, dass es eines Fußballstars mit boulevard-tauglichem Glamour-Faktor bedurfte, um Ostwestfalen-Lippe wieder einmal zum Schauplatz für ein Großereignis zu machen. Wir wissen es: Die Ostwestfalen und mit ihnen die Lipper sind eher bescheiden, wenn es um ihre Erfolge geht. Die gibt es zuhauf. Darüber möchten die meisten am liebsten gar nicht reden. Manchmal aber wünschte man den Ostwestfalen und Lippern etwas mehr von dem Effenberg'schen Glamour-Faktor. Dann wüssten in Deutschland nämlich mehr Menschen, wie erfolgreich OWL ist und wie gut es sich in dieser Region leben lässt.
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