Neue Westfälische (Bielefeld): US-Wahlkampf nach dem Super Tuesday Bitte nicht! Dirk Hautkapp, Washington
Bielefeld (ots)
Letzte Zweifel sind beseitigt, Spötter ernüchtert: Amerika ist wirklich von "Trumpmania" befallen. Ein Mann, der folgenlos beim Faschisten Mussolini Anleihen nimmt und sich von den Rassisten des Ku-Klux-Klan hofieren lässt, ein Mann, der an niederste Instinkte appelliert und die Globalisierungsverlierer Amerikas mit apokalyptischen Tiraden in Massen einsammelt, ist nun definitiv der chancenreichste Kandidat für das republikanische Präsidentschaftsticket. Die Welt schüttelt den Kopf. Amerika, was ist nur mit dir passiert? Auch wenn Donald Trump nach sieben von elf möglichen Siegen am "Super Tuesday" noch knapp 1.000 Delegierten-Stimmen fehlen: Es ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht erkennbar, wer ihn noch aufhalten soll. Außer er selbst. Man könnte meinen, in jedem Fall würde die Demokratin Hillary Clinton davon profitieren, die im anderen politischen Lager ihrem sozialdemokratisch getakteten Konkurrenten Bernie Sanders langsam aber stetig enteilt und bereits den Wahltermin im November ins Visier nimmt. Doch Trump wird alles tun, damit er in einem immer wahrscheinlicher werdenden Duell mit Clinton nicht vom Start weg als unwählbares "Ekel Donald" erscheint. Dabei hilft ihm sein wölfisches Gespür für die Unterströmungen in einer immer stärker auseinanderdriftenden Bevölkerung. Der Hotel-Tycoon aus New York kann auch völlig anders. Bei seiner Dankesrede nahm sich Trump zum ersten Mal seit Monaten zurück. Ein Vorgeschmack. Ist das Delegiertensoll für den Parteitag im Juli erfüllt, wird vollends das Chamäleon in ihm durchdringen. Und ein neuer Trump wird die Schlagzeilen erobern: Charmant, versöhnlich, auf die Befindlichkeiten der politischen Mitte zielend, zum Ausgleich bereit. Über Nacht werden seine Rivalen als die wahren Betonköpfe erscheinen. Und Donald Trump als "Everybody's Darling". Manche werden sich dann einen Ruck geben: Eigentlich doch gar nicht so schlimm, der Mann. Durchaus lernfähig, der Mann. Gebt ihm halt eine Chance? Bitte nicht. Donald Trump wechselt nur die Rolle. Das Leben ist für ihn eine große Show, in der vor allem Haltungsnoten zählen. Nicht Haltungen. Der autoritäre Despot, der Egomane mit schlechten Manieren, der Rassist ohne Wertekompass und Kenntnisse über den Zustand der Welt, der Rüpel, der nur austeilen aber nie einstecken kann, das nationalistische Abziehbild eines Mannes, der Nachdenken für Zeitverschwendung hält, solange sich das Bauchgefühl in Umfrageprozentpunkten abbilden lässt - dieser Donald Trump kommt erst wieder zum Vorschein, wenn es zu spät ist. Dann sitzt er im Oval Office und macht Amerika alles, aber gewiss nicht "great". Hillary Clinton wird das verhindern, sagen die Meinungsforscher. Sie haben sich schon oft genug vertan.
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