Neue Westfälische (Bielefeld): Italiens Ministerpräsident denkt wieder an Angriff Renzis Risiko Julius Müller-Meiningen, Rom
Bielefeld (ots)
Der König ist tot, es lebe der König. Nach diesem Motto hören sich die waghalsigen Pläne von Noch-Ministerpräsident Matteo Renzi an. Der Plan, die Italiener innerhalb weniger Monate ein neues Parlament wählen zu lassen, ist ein Wagnis. Die Finanzmärkte würden das Risiko eines Sieges der unberechenbaren und EU-skeptischen 5-Sterne-Bewegung und ihres Megafons Beppe Grillo kalkulieren. Der stärkste Gegner dieser Option ist deshalb Staatspräsident Mattarella, der während der Krise Garant der Stabilität sein will. Das Staatsoberhaupt strebt eine neue Regierung an, die bis zum regulären Ende der Legislaturperiode im Februar 2018 amtiert. Doch auch diese Variante birgt Risiken. Italien bekäme damit bereits die dritte Regierung in Folge, deren Chef nicht als Spitzenkandidat bei Wahlen kandidierte und somit keine direkte Legitimation durch die Wähler hätte. Käme Italien wirtschaftlich weiter nicht voran, bekämen die Populisten noch mehr Zulauf. Das bittere Erwachen wäre dann nur aufgeschoben. Das Vabanque-Spiel Renzis, jetzt alles zu riskieren, hat so durchaus seine Berechtigung. Renzi bleibt eine der wenigen sinnvollen Optionen in Italien. Der Blick auf die politische Konkurrenz macht ratlos. Da sind der unberechenbare Schreihals Grillo, der korrupte Altmeister Silvio Berlusconi sowie die Fremdenfeinde von der Lega Nord. Renzi wäre das kleinere Übel. Der große Verlierer könnte zum Sieger werden. Und vielleicht sogar zum Retter der EU.
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