Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Zahl der Retouren belastet Online-Handel Kratzer im Lack Matthias Bungeroth
Bielefeld (ots)
Die Fieberkurve der Umsatzzahlen im Onlinehandel kennt seit 1999 in Deutschland nur eine Richtung: nach oben. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, wird von immer mehr Privatkunden im Internet bestellt, von der Socke bis hin zum Klavier. Neben der Zuverlässigkeit beim Service und einer kurzen Lieferzeit ist auch der für den Kunden kostenlose Versand ein Geheimnis des Erfolgs des elektronischen Handels. All dies hat der Branche eine Millionenkundschaft eingebracht. Nachteil für die Händler: Auch der Umtausch der gekauften Ware ist für die Kunden kostenlos. Dieses Versprechen kommt für einen Großteil der Anbieter einem Treueschwur gleich. Doch dieser Treueschwur hinterlässt in einer Branche, die jahrelang auf Umsatz und Kundengewinnung setzte, nun zunehmend Kratzer im Lack der schönen Bilanzen. Nur die großen Anbieter, die stark prozessorientiert arbeiten, können sich den Gratis-Service uneingeschränkt leisten. Oder aber, die Anbieter sind in Produktbereichen aktiv, die für den Online-Handel große Gewinnmargen bedeuten, wie etwa der Textilbereich. Hinter den Kulissen sind die Händler bereits dabei, die Retourquoten deutlich zu senken. Denn um zurückgesandte Ware weiterverkaufen zu können, müssen sie eigenen Angaben zufolge Preisabschläge von 35 Prozent hinnehmen. Denn viele der Waren kommen beschädigt zurück. Bleibt abzuwarten, ob der Gratisversand erhalten bleibt und die Vielfalt der Onlinehändler nicht leidet. Beides wäre für Kunden ein Nachteil.
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