Neue Westfälische (Bielefeld): Weltwirtschaftsforum Zusammenarbeit ist nötig Hannes Koch, z. Zt. Davos
Bielefeld (ots)
Wenn Donald Trump mit Twitter-Nachrichten Welt- und Wirtschaftspolitik macht, geht das vielen Managern auf die Nerven. Sie haben keine Lust zu springen, nur weil der künftige US-Präsident den Bau neuer Fabriken in den USA verlangt. Nicht nur viele Bürger, auch die Firmen und Investoren müssen erst einen Umgang mit dem neuen Mann im Weißen Haus finden. Beim Weltgipfel der Wirtschafts- und Politikelite in Davos dürfte das ein zentrales Thema sein. Und es wird um Ursachenforschung gehen. Wie konnte es soweit kommen, dass in Großbritannien, den USA und anderen entwickelten Staaten große Gruppen der Bevölkerung der Marktwirtschaft und Demokratie mittlerweile misstrauen? Die einen sagen, es gehe um Identität. Einwanderung, Ansprüche von Minderheiten und die Auflösung traditioneller Rollenverhältnisse führe zu einem Gefühl von Heimatlosigkeit, von dem Rechte profitieren. Andere betonen die sozialen Ursachen. In dieser Sichtweise war die Globalisierung der vergangenen 30 Jahre zu wenig ausbalanciert. Die Interessen der einheimischen Bevölkerung spielten kaum eine Rolle, wenn Unternehmen ihre Produktion in Entwicklungs- und Schwellenländer verlagerten. Die Profiteure seien nicht bereit gewesen, einen ausreichend großen Anteil ihrer Gewinne für gemeinschaftliche Aufgaben wie soziale Sicherung, Bildung und Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Selbst Klaus Schwab, der Chef des Weltwirtschaftsforums, sieht das teilweise so. Nun soll man von Davos nicht zu viel erwarten. Der Kongress hat kein Mandat und keine Exekutivgewalt. Hin und wieder gehen zwar Initiativen von Davos aus, die eine längerfristige Wirkung entfalten. Aber eine gemeinsame Anstrengung für eine sozialere Globalisierung, gerechtere Verteilung von Einkommen und Vermögen? Abwarten. Gut wäre es. Nicht mangeln wird es an Aufrufen zur internationalen Kooperation, um der gefährlichen Tendenz zur nationalen Abschottung entgegenzuwirken. Wenn solche Appelle Präsidenten wie Trump, Wladimir Putin, Tayyip Erdogan in der Türkei oder den Chinesen Xi Jinping nachdenklich machten, wäre schon viel gewonnen.
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