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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Kampf gegen Cybermobbing Wegsehen ist keine Option Tobias Hanraths

Bielefeld (ots)

Dann leg das Handy halt weg." Das denken viele Erwachsene, wenn sie das Wort Cybermobbing hören. Wer auf Whats- app beleidigt und auf Instagram ausgelacht wird, geht halt nicht hin. Doch wer solche Ratschläge gibt, versteht nicht, wie Kinder und Jugendliche heute mit dem Internet umgehen - und weiß deshalb auch nicht, was Mobbing dort bedeutet. Denn Wegsehen ist für Kinder und Jugendliche schlicht nicht möglich. Zu tief sind das Smartphone und die damit verbundenen Netzwerke inzwischen in ihr Leben integriert. Für Erwachsene ist das kaum nachvollziehbar. Wer nicht mit dieser Form von Internetnutzung aufgewachsen ist, empfindet das ständige Starren auf den Touchscreen als soziale Verkümmerung. Tatsächlich ist es aber das Gegenteil: Das Internet ist für jüngere Generationen keine abstrakte Technologie - sondern einfach Teil des Alltags und ein Aufenthaltsort wie jeder andere. Der Blick aufs Gerät ist nicht nur Zeitvertreib, sondern Kommunikation. Deshalb ist es für Kinder und Jugendliche auch kein bloßes Ärgernis, wenn sie im Internet bedroht oder beleidigt werden, sondern eine echte Katastrophe mit schwerwiegenden Folgen. Erwachsene können das verstehen oder nicht, gut finden oder nicht, aber ändern werden sie es nicht mehr. Wer Opfern von Cybermobbing helfen will, muss das Problem deshalb ernst nehmen und entsprechend reagieren. Das gilt für Eltern und Lehrer wie für den Gesetzgeber und die Plattformbetreiber. Denn natürlich braucht der Kampf gegen Mobbing und Hetze viel Vorsorge und Zivilcourage, viel Sensibilität und reichlich offene Ohren. Aber er braucht eben auch kompetente Ansprechpartner bei der Polizei. Er braucht Gesetzgebung und Rechtsprechung, die das Internet und seine spezifischen Herausforderungen von Anfang an mitdenkt. Und er braucht Unternehmen mit Haltung, die sich nicht mehr dahinter verstecken, nur Anbieter einer Plattform zu sein, ohne Verantwortung für die Inhalte. Denn Facebook und Co. sind zwar gerne ganz vorne dabei, wenn es um Sonntagsreden und Initiativen gegen Mobber, Trolle und Hetzer geht. Wenn es ans Eingemachte geht - also ums Löschen, ums Sperren und Moderieren, um alles was Zeit und Geld kostet - behandeln die Unternehmen ihre Plattformen aber oft doch wieder so, als seien sie nur Zeitvertreib und Spielplatz. Dabei sind sie genau das eben nicht mehr.

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