Neue Westfälische (Bielefeld): Präsidentschaftswahlen in Frankreich Sieg der Vernunft Peter Heusch, Paris
Bielefeld (ots)
Frankreich mag ein zutiefst verunsichertes Land sein, aber seine Bürger halten am Geist der Aufklärung fest. Mit deutlicher Mehrheit haben sie einer Bannerträgerin der extremen Rechten den Griff nach der Macht verwehrt und einen linksliberalen Reformer aufs Schild gehoben. Es war eine Schicksalswahl in doppelter Hinsicht, die Franzosen haben mit ihrem Votum gegen eine nationalistische Abschottung auch die Aushöhlung der EU verhindert. Die Logik des französischen Systems zwingt unsere Nachbarn dazu, in einem ersten Wahlgang für ihren Favoriten zu stimmen und im zweiten gegen die Person, die sie auf keinen Fall im Elysée-Palast thronen sehen wollen. Schon deswegen darf sich Emmanuel Macron nicht in die Illusion wiegen, über Nacht zum Hoffnungsträger des ganzen Landes geworden zu sein. Die meisten Wutbürger, die in der ersten Runde für Populisten vom rechten und linken Rand stimmten, hat er keineswegs für sich einnehmen können. Wenn der Wahlkampf eines gezeigt hat, dann wie tief Frankreich gespalten ist. Nicht nur zwischen Besserverdienenden und allen, die sich wie abgehängt fühlen, sondern auch zwischen den Großstädten und den Dörfern. Macron ist es zwar gelungen, die Mutbürger um sich zu scharen. Aber nun gilt es für ihn, auch die Verzagten von seinem Gestaltungswillen zu überzeugen. Anderenfalls droht ihm wie Vorgänger François Hollande ein Spießrutenlauf im Amt. Europa hat gute Gründe, Macron die Daumen zu drücken. Sollte er scheitern, wird die nächste Präsidentenwahl zu einem Festspiel der Populisten. peter.
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