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Neue Westfälische (Bielefeld): Kataloniens Separatistenchef in Belgien Feige Flucht Ralph Schulze, Madrid

Bielefeld (ots)

Erst steuerte der Separatistenchef Carles Puigdemont die spanische Region Katalonien auf widerrechtliche Weise in einen dramatischen Unabhängigkeitskonflikt. Und dann, als er mit seiner halsbrecherischen Spaltungspolitik Schiffbruch erleidet, geht der Kapitän als Erster vom Schiff und flüchtet nach Belgien. Dieses Verhalten entspricht nicht gerade jener Solidarität, die der abgesetzte Ministerpräsident Kataloniens von seinen Anhängern einfordert, um die vergangene Woche ausgerufene "katalanische Republik" zu verteidigen. Sogar in den Reihen der Separatisten wird diese überstürzte Flucht von nicht wenigen als Feigheit und Verrat empfunden. Puigdemont bekräftigte derweil in seinem belgischen Exil, dass er sich nicht der spanischen Justiz stellen werde. Er begründete dies mit der Behauptung, dass er, der doch "mit demokratischen Mitteln" für die Unabhängigkeit Kataloniens eingetreten sei, nun wegen seiner politischen Ideen von Spanien verfolgt werde. Und dass ihm deswegen kein gerechter Prozess erwarte. Im Unterschied zu den meisten anderen Verantwortlichen der katalanischen Separatismuspolitik, die sich am heutigen Donnerstag vor Gericht gegen den Vorwurf der Rebellion verteidigen werden, hat Puigdemont nicht den Mut, für seine Überzeugung gerade zu stehen. Stattdessen will er mit juristischen Winkelzügen verhindern, dass er von Belgien an die spanische Justiz überstellt wird. Dabei setzt er auf die zuweilen sehr komplizierten Auslieferungsverfahren in Belgien. Ein Umstand, der schon mehrere baskische ETA-Terroristen vor der Überstellung an Spanien rettete. Nicht umsonst lässt sich Puigdemont nun in Belgien von einem Anwalt vertreten, der ein Experte im Auslieferungsrecht ist und auch schon in Belgien gefasste ETA-Terroristen erfolgreich verteidigte. Noch aus einem weiteren Grund hat Puigdemont das EU-Land Belgien als Zufluchtsland gewählt: Dort brodelt in Flandern ebenfalls ein Unabhängigkeitskonflikt. Die flämischen Nationalisten, die in Belgiens Koalitionsregierung sitzen, sympathisieren unverhohlen mit Puigdemonts radikalem Unabhängigkeitsplan. Seine überstürzte Abreise aus Katalonien markiert übrigens das vorläufige Scheitern seiner illegalen Unabhängigkeitsfahrt - auch wenn Puigdemont nun im belgischen Exil so tut, als ob ein katalanischer Staat tatsächlich existieren würde.

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