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Neue Westfälische (Bielefeld): Trump heizt die Jerusalem-Debatte an Mehr als der normale Wahnsinn Gordon Repinski, Berlin

Bielefeld (ots)

Bei den Entscheidungen des US-Präsidenten lohnt es sich, als Erstes durchzuatmen und abzuwarten. Handelt es sich um den ganz normalen Trump'schen Wahnsinn? Oder um Anweisungen, die irre sind, aber zunächst ein inneramerikanisches Problem? Oder hat Trump tatsächlich etwas entschieden, das unmittelbar zur Gefahr für den Weltfrieden werden kann? Bei den Initiativen der vergangenen Tage war alles dabei. Die Verkleinerung der Nationalparks im Westen war der normale Wahnsinn; die Steuerreform war irre, aber zunächst ein amerikanisches Problem. Die Entscheidung dagegen, die US-Botschaft in Israel nach Jerusalem zu verlegen, bedeutet eine Erschütterung der gefährlichsten Region der Erde. Ein unabsehbares Risiko. Jerusalem ist der Schauplatz des Urkonfliktes des Nahen Ostens. Israelis und Palästinenser erheben beide Ansprüche auf die Stadt als Zentrum und Hauptstadt ihrer Gesellschaften. Für beide Lesarten gibt es eine historische Herleitung, das macht es so kompliziert. Die Jerusalem-Frage ist bisher zentral in jeder Friedensverhandlung gewesen. Selbst in den Neunzigerjahren, als sich beide Seiten so nah wie seitdem nie mehr waren, blieb der Status von Jerusalem eine Streitfrage. Eine Zwei-Staaten-Lösung, der einzige Weg in den Frieden der Region, ist nur mit einer gleichzeitigen Lösung der Jerusalem-Frage möglich. Mit seiner Entscheidung hat Trump eine Lösung nahezu unmöglich gemacht. Es ist eine Provokation für die arabische Welt, ein weiterer Konflikt in einer von Konflikten überladenen Region. Wieder einmal bleibt bloß die Hoffnung, dass Trumps Zündeleien auf Gleichmut treffen. Die USA als weltweiter Unsicherheitsfaktor - man muss sich noch immer an dieses wiederkehrende Muster gewöhnen, an das Versagen des Westens in Gestalt seines mächtigsten Landes. Trump schert das wenig. Er ist längst zu einer Karikatur eines Präsidenten geworden, der sich eigene Realitäten schafft und sich jeden Tag in den Farben malt, in denen er ihn sehen will. Donald Trump ist nicht einmal seit einem Jahr US-Präsident. Bisher ist nichts Schlimmes passiert, könnte man denken. Aber es gibt keinerlei Garantie, dass das so bleibt. Die Entscheidung um Jerusalem erinnert schmerzhaft daran, dass es ein kleiner Moment sein kann, der die Weltgeschichte verändert. Trump versteht das noch nicht einmal. Genau das macht ihn gefährlich.

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