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Neue Westfälische (Bielefeld): Skandal um Stalag-Schild in Bundeswehr-Camp in Afghanistan

Bielefeld (ots)

Skandal bei der Bundeswehr im afghanischen Masar-i-Sharif: Dort stationierte Soldaten haben im Feldlager Camp Marmal ein Eingangstor zu Unterkünften errichtet, über dem das Schild "Stalag 13" steht. Dies berichtet die in Bielefeld erscheinende Neue Westfälische (Donnerstagausgabe). "Stalag" ist die Abkürzung für "Stammlager" und die Bezeichnung für die Kriegsgefangenenlager der Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, in denen die Gefangenen grausam behandelt wurden.

Ein Foto, auf dem das Eingangstor zu sehen ist, erreichte die Redaktion der Zeitung mit einer Pressemitteilung der Stadt Büren. Büren verbindet seit 2015 eine Patenschaft mit der 2. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 212 aus Augustdorf. 60 Soldaten der Kompanie leisten seit Januar für sechs Monate ihren Dienst in dem Bundeswehr-Stützpunkt im Norden Afghanistans.

"Stalag 13" ist auch ein fiktives Gefangenenlager der Deutschen Wehrmacht in der US-amerikanischen Fernsehserie "Ein Käfig voller Helden". Das fiktive Lager orientiert sich am realen Stalag XIII C, das nahe der Kleinstadt Hammelburg in Unterfranken existierte und in dem zunächst belgische und französische Kriegsgefangene aus dem Westfeldzug und später jugoslawische, polnische, sowjetische, italienische und US-amerikanische Gefangene untergebracht waren. Viele Gefangene starben. Auf einem nahe gelegenen Friedhof wurden 35 Polen, 50 Russen und 73 Jugoslawen beerdigt.

Die Stadt Büren hatte ein Ortsschild als Zeichen der Verbundenheit mit den Soldaten nach Masar-i-Sharif geschickt. Als Dank sendeten die Soldaten ein Foto aus dem Camp nach Büren, auf dem ein Hauptmann und ein Hauptfeldwebel mit dem Ortsschild zu sehen sind - und eben das Eingangstor mit dem Schild "Stalag 13".

Auf die Verwendung der historisch belasteten Bezeichnung "Stalag" in einem Bundeswehrstützpunkt in Afghanistan angesprochen, verwies Oberstabsfeldwebel Tino Richter von der 2. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 212 gegenüber der Zeitung darauf, dass seine Soldaten das Tor bereits vorgefunden hätten, als sie im Januar nach Masar-i-Sharif gekommen seien. Bürens Bürgermeister Burkhard Schwuchow (CDU) bedauert den Vorfall. "Ein inhaltlicher Zusammenhang mit dem NS-Sprachgebrauch war bei der Weiterleitung des Fotos durch die Bundeswehr nicht deutlich", sagte er. Das Foto sei umgehend von der Webseite der Stadt entfernt worden.

In einer ersten Reaktion forderte Christian Sauter aus Extertal, FDP-Mitglied des Verteidigungsausschusses im Bundestag, das Schild müsse entfernt werden. Er hoffe außerdem, dass die Bundeswehr über Hintergründe des Vorfalls aufkläre. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums war nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Pressekontakt:

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