Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Trump und Kim vor Treffen Anlass zur Sorge Dirk Hautkapp, Washington
Bielefeld (ots)
Es ist nicht grundsätzlich falsch, sich nach Jahren des Hinhaltens und Scheiterns in einem Konflikt mit globaler Sprengkraft gegen die Orthodoxie der Diplomatie zu stellen und neue Wege zu probieren. So gesehen wäre gegen das Aufeinandertreffen zweier Männer, die sich sonst gegenseitig rhetorisch regelmäßig auf den Mond schießen, nicht viel einzuwenden. Sollen sie es von Angesicht zu Angesicht austesten, der "geistig verwirrte Greis" und der "kleine, fette Raketenmann". Was kann schon schlimmer werden in der Krise um den menschenverachtenden Atomstaat Nordkorea? Jede Menge. Bereits die Tatsache an sich wertet ein Schurken-Regime auf, das dafür keinerlei Vorleistung erbringen muss. Dazu kommt: Schon bei erfahrenen Staatsmännern wäre ein solches Meeting ein Wagnis. Im Fall Donald Trump/¨Kim Jong Un wird es ein Akt auf dem Hochseil. Nichts spricht dafür, dass die Begegnung der impulsiven Egomanen auf der Grundlage einer vorher von kompetenten Stäben erzielten Verständigung über Machbares und Wünschenswertes stattfinden wird. Reißt einem der Teilnehmer der Geduldsfaden, weil er mit Erwartungshaltungen angereist ist, die der andere nicht zu bedienen gedenkt, könnte der Super-Gau drohen: Krieg zum Zwecke der Gesichtswahrung. Dass der krampfhaft nach Ablenkung von innenpolitischen Skandalen suchende Trump sich von einem jungen Diktator aufs Glatteis führen lässt, ist Anlass zur Sorge.
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