Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Religiöse Konflikte in der Schule Erschütterung reicht nicht aus Carolin Nieder-Entgelmeier
Bielefeld (ots)
Die Erschütterung ist groß, als der Vater einer jüdischen Grundschülerin aus Berlin öffentlich macht, dass seine Tochter von muslimischen Mitschülern mit dem Tod bedroht wird, weil sie nicht an Allah glaubt. Ebenso groß ist das Bedürfnis vieler Politiker diese Tat als Einzelfall einzustufen. Allen voran erklärt Berlins Bürgermeister Michael Müller (SPD) routiniert, dass der Fall zwar besorgniserregend ist, aber nur ein Einzelfall. Eine Aussage, die exemplarisch dafür steht, was aktuell in Deutschland falsch läuft. Obwohl Angriffe muslimischer Schüler zunehmen, wird das Problem, dass viele muslimische Kinder Hass gegen Andersgläubige von klein auf lernen, nicht beim Namen genannt. Eine Entwicklung, die religiöse Konflikte in Schulen noch verschärft. Der Vater der Berliner Grundschülerin hätte den Angriff auf seine Tochter gerne ohne die öffentliche Aufmerksamkeit geklärt. Doch der Mann hat keine andere Möglichkeit gesehen, da Schulleitung, Verwaltung und Politik für eine Lösung des Problems nicht zu haben waren. Damit übernimmt der Vater, der eigentlich nur seine Tochter beschützen möchte, eine der wichtigsten Aufgaben, die Politiker wie Müller haben: Probleme erkennen und lösen. Doch um Probleme zu lösen, müssen sie benannt werden. Müller fordert stattdessen die Gesellschaft auf, mehr gegen Antisemitismus zu tun, lebt aber in seinem Amt genau das nicht vor. Dabei reicht Erschütterung auf der einen Seite ebenso wie unsachliche Empörung auf der anderen Seite nicht aus, um Probleme wie Hass gegen Andersgläubige zu bekämpfen. Wenn schon Grundschüler ihre Mitschüler bedrohen, weil sie nicht an Allah glauben, oder das Wort Jude als Schimpfwort verwenden, dann tragen die Kinder das weiter, was sie Zuhause und in Moscheen lernen. Um das zu ändern, muss allen voran die Politik Probleme beim Namen nennen, damit die gesamte Gesellschaft das Problem ohne Verunsicherung angehen kann. Politik, Moscheen und Schulen nehmen dabei besondere Rollen ein. Die Politik darf nicht länger hinnehmen, dass die Türkei und der Iran durch entsandte Imame die Kontrolle in Moscheen übernehmen. Zudem muss die Politik Schulen so ausstatten, dass Präventionsarbeit zum Alltag gehört. Dazu gehört die Weiterbildung von Lehrern ebenso wie zum Beispiel ein gemeinsamer Ethik-Unterricht. Nur so können Lehrer Schülern dabei helfen, andere Perspektiven einzunehmen, damit sie Teil einer freien, demokratischen Gesellschaft werden und diese nicht ablehnen.
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