Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Kinder in der Stadt werden häufiger krank Gesundheit als Lebensziel Matthias Bungeroth
Bielefeld (ots)
Es ist nur ein erster Fingerzeig, den die Studie im Auftrag der DAK liefert. Doch es ist ein Fingerzeig, den wir alle ernst nehmen sollten. Chronische Krankheiten wie Neurodermitis, Asthma oder Heuschnupfen sind schon bei einer erheblichen Zahl von Kindern zu beobachten. Diese Erkenntnis liefert eine Studie, die auf Versichertendaten von rund 110.000 Kindern in Nordrhein-Westfalen beruht. Knapp vier Prozent der Kinder im Alter zwischen neun und dreizehn Jahren leiden bereits unter krankhaftem Übergewicht, so die Studie. Wie wird das Leben für diese Jungen und Mädchen aussehen, wenn sie erst 30 oder 40 Jahre alt sind; wie sieht es um ihr Wohlbefinden aus, wie um ihre Berufstauglichkeit? Gleiche Fragen stellen sich für die enorm große Gruppe von Kindern, die bereits unter chronischem Asthma leiden. Sie ist durchschnittlich 14 Prozent größer als diese Gruppe der Erkrankten bundesweit. Werden diese Erkrankungen von den erziehungsberechtigten Eltern billigend in Kauf genommen? Diese Vorstellung fällt schwer. Es ist wohl eher die Tatsache, dass die Tragweite bestimmter Symptome und Krankheitsbilder nicht bereits mit frühem Alter richtig eingeschätzt wird. Es wird viel Aufklärungsarbeit nötig sein, um hier einen Umdenkungsprozess in Gang zu bringen. Es wird ein ganzer Strauß von Anstrengungen auf unterschiedlichen Ebenen nötig sein, um die gesundheitliche Situation von Kindern in Nordrhein-Westfalen nachhaltig zu verbessern. Dabei sind die sprichwörtlichen Methoden mit dem Holzhammer sicher nicht sonderlich zielführend. Aber wenn Kinder zum Beispiel schon in der Kita lernen, wie man sich korrekt die Zähne putzt, nehmen sie diese Erkenntnisse mit nach Hause und wenden diese Praxis auch dort an, wenn sie dort bisher nicht gelernt war. Wenn Kinder merken, wie toll es ist, in der Gruppe schwimmen zu lernen, werden sie dies mit Begeisterung tun. Die Kommunen ihrerseits sind gefordert, mithilfe staatlicher Programme wieder eine gedeihliche Infrastruktur an Bädern oder Spielplätzen im Freien vorzuhalten, die von den Kindern auch gerne genutzt wird. Denn Bewegung ist die beste Methode, um Asthma vorzubeugen, das ebenfalls unter Kindern schon weiter verbreitet ist, als es der Gesamtgesellschaft lieb sein kann. Das NRW-Gesundheitsministerium könnte einen runden Tisch zur Kindergesundheit einberufen. Dort könnten Experten zentrale Maßnahmen in die Wege leiten. Sie sollten es rasch tun. Die Zeichen der Zeit sind nicht anders zu deuten.
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