Neue Westfälische (Bielefeld): Die eigenen vier Wände Auf in ein Abenteuer! Stefan Schelp
Bielefeld (ots)
Der Bau des eigenen Häuschens sei das letzte große Abenteuer unserer Zeit, sagen jene, die dieses Abenteuer hinter sich haben. Dass sich verhältnismäßig wenige junge Menschen in dieses Abenteuer stürzen, liegt keineswegs daran, dass sie der Mut verlassen hätte. Sondern daran, dass sie schon an der ersten Hürde straucheln. Es fehlt am Eigenkapital. Sagt das Institut der deutschen Wirtschaft, das nicht im Verdacht steht, Anwalt der kleinen Leute zu sein. Eigentlich ist der Bauherrenmangel überraschend, wo doch Geld in Zeiten von Niedrigzinsen so billig zu haben ist wie noch nie. Aber es braucht eben auch Eigenkapital. Und davon viel mehr als früher. Hier genau liegt der Haken. Grundstückspreise, Häuserpreise, Maklergebühren, Grundsteuer - alles ist in den vergangenen Jahren deutlich teurer geworden. Nur die staatlichen Förderungen verharren auf dem Level von vor der Preis-Explosion auf dem Immobilienmarkt. Hier gibt es Anpassungsbedarf. Und das nicht nur aus Mitgefühl mit den jungen Familien, für die eine Mietwohnung zu eng geworden ist. Sondern auch, weil Wohneigentum ein Teil der Altersvorsorge ist, die sich eben nicht mehr aus sprudelnden Lebensversicherungen und Betriebsrenten speist. Die eigenen vier Wände helfen, Altersarmut zu vermeiden und entlasten damit auch das staatliche Sozialsystem. Das Baukindergeld war ein erster - müder - Versuch. Da muss dringend mehr kommen. So wie es im Koalitionspapier vor Jahren formuliert worden ist. Selbst wenn man dem Argument folgt, dass Häuslebauer heutzutage im Schnitt etwas älter sind, weil sie später sesshaft werden, so fällt doch auf, dass das Thema in der öffentlichen Wahrnehmung wenig Raum einnimmt. Angesagt stattdessen: Wohnungsmangel, Mietpreisbremse, sozialer Wohnungsbau, Enteignung der Immobilienkonzerne. Gewerkschaften, Kirchen, Sozialverbände ziehen an einem Strang. Natürlich sind diese Themen wichtig, zumal ja schon die Zahlen belegen, dass sie eine Mehrheit der Bevölkerung betreffen. Und doch wäre es ein Fehler, die Mengen von Eigentümern und vor allem jene, die vom Eigenheim träumen, außen vor zu lassen, nur weil deren Lobby sich noch nicht wortgewaltig gemeldet hat. Denn wer ein Haus gebaut (oder gekauft) hat, ist angekommen. Er gründet eine Familie, gibt Geld aus. Kurbelt den Konsum an. Hält die Wirtschaft am Laufen. Anders gesagt: Er ist bereit für ein neues Abenteuer.
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