Die Debatte über ein Wiederanfahren des öffentlichen Lebens¶ Suche nach dem Ausgang¶ Matthias Bungeroth¶
Bielefeld (ots)
Rund vier Wochen ist es her, seitdem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit der Empfehlung aufhorchen ließ, bis auf Weiteres solle es in Deutschland keine öffentlichen Veranstaltungen mit mehr als tausend Zuschauern mehr geben. Diese denkwürdige Pressekonferenz markiert den Eintritt in die Phase der stärksten Beschränkungen des öffentlichen Lebens, die es in Deutschland, zumindest seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, jemals gegeben hat. Hauptziel aller Maßnahmen: Die Dynamik der Pandemie möglichst langsam zu halten, damit für die Patienten, bei denen der Krankheitsverlauf ernster verläuft, genügend Kapazitäten im Gesundheitssystem, insbesondere Betten auf Intensivstationen und Beatmungsgeräte, zur Verfügung stehen. Denn jeder Bürgerin und jedem Bürger sollen ähnlich gute Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen. Mit Beginn dieser Woche mehren sich in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Stimmen, die danach rufen, dass Experten eine sogenannte Exit-Strategie entwickeln sollen. Das, was hier auf Englisch als "Ausgang" bezeichnet wird, ist eigentlich der Beginn des Eintritts in ein normales Leben. Darunter fallen die mögliche Öffnung von Schulen oder Kindertagesstätten ebenso wie das Wiederanfahren bestimmter Bereiche der Wirtschaft. Denn natürlich bangen ob der Tatsache, dass viele Branchen ihre Geschäftstätigkeit herunterfahren mussten - einige gar bis auf null - nicht wenige Betriebe um ihre Existenz, und mit ihnen Millionen Beschäftigte. Ihnen die Hoffnung zu geben, dass irgendwann alle Lebensadern unseres Staates wieder voll durchblutet sein werden, ist nicht falsch. Doch sollte die aktuelle Diskussion eher klären, welche Kriterien entscheiden sollen, um den Einstieg in den Ausstieg aus dem Krisenszenario zu beginnen. Denn niemand kann heute seriös sagen, wann genau die Bedingungen erfüllt sein werden, damit das Wiederanfahren der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens beginnen kann. Aber der deutsche Ethikrat macht zu Recht darauf aufmerksam, dass die Debatte hierüber ein Zeichen der Hoffnung für viele Menschen ist, die sich heute zurückgelassen vorkommen. So hat die Debatte über die Exit-Strategie trotz weiterer, wenn auch langsamer steigender Infektionszahlen wenige Tage vor dem Osterfest eine ethische Komponente. Sie signalisiert, dass die Welt auch angesichts einer Pandemie Anlass hat, Zuversicht zu zeigen.⋌
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