Fehlender Schutz in Pflegeheimen¶ Das Sterben geht weiter¶
Bielefeld (ots)
Carolin Nieder-Entgelmeier¶ Noch ist es zu früh für ein Fazit der politischen Arbeit in der Pandemie. Fest steht aber schon jetzt, dass die Lockdown-Politik der Bundesregierung ihr Ziel, die besonders gefährdeten Gruppen unserer Gesellschaft zu schützen, verfehlt hat. Doch anstatt endlich zugeschnittene Präventionsprogramme für Pflegeheime zu entwickeln, die bereits auf kommunaler Ebene wirken - wie das Beispiel Tübingen zeigt -, wird die gewohnte Lockdown-Politik fortgesetzt. Zeit hätte die Politik im Sommer gehabt, doch diese Zeit hat sie weitgehend ungenutzt verstreichen lassen.Von Selbstkritik ist trotzdem nichts zu hören. Stattdessen heißt es, wie zuletzt von Kanzleramtschef Braun, dass schlicht nicht alle vulnerablen Gruppen perfekt geschützt werden können. Das mag stimmen, doch sollten wir es nicht trotzdem versuchen? Der Schutz der Schwachen kommt nicht nur den Betroffenen zugute, sondern der gesamten Gesellschaft, allen voran den Kräften in Heimen und Kliniken.Ein möglichst niedriges Infektionsgeschehen, wozu der aktuelle Lockdown hoffentlich bald führen wird, nützt auch den Pflegeheimen. Doch egal wie hart der Lockdown noch werden wird, solange die Einrichtungen nicht systematisch geschützt werden, bleibt er erfolglos. Für einen möglichst hohen Schutz müssen alle Besucher und Mitarbeiter systematisch getestet und auch für den privaten Gebrauch mit FFP2-Masken ausgestattet werden. Ohne negatives Testergebnis und Maske darf niemand mehr ins Heim. Dafür muss die Politik Voraussetzungen schaffen. In NRW deutet mit der neuen Corona-Schutzverordnung hingegen alles darauf hin, dass sich kaum etwas ändern wird. Anstelle eines zugeschnittenen Präventionsprogramms heißt es darin wieder nur, dass Besucher, soweit dies möglich ist, getestet werden sollten. Dass dieses "soweit dies möglich ist" nicht ausreichen wird, lehrt uns die Erfahrung aus dem Frühjahr. Während der ersten Welle wurden die Bewohner in Pflegeheimen rigoros isoliert. Den Menschen, die in Heimen ihre letzten Lebensjahre verbringen, wurde immenses Leid beschert, und trotzdem hat es nicht gereicht, um sie vor einer Ansteckung zu schützen. Das Sterben in den Pflegeheimen wird also unverändert weitergehen.
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