"Wo Frauen das Sagen haben, sind Männer überaus glücklich "
Hamburg (ots)
Der argentinische Arzt und Fotograf Ricardo Coler hat mehrere Monate bei den Mosuo in Südchina gelebt. Eines der letzten Matriarchate der Welt. Colers Erkenntnis: "Zuerst denkt man natürlich, dass es nur für die Frauen paradiesisch ist, sie haben das Sagen, das Geld, den Besitz, die Kinder und sie bestimmen. Aber bei den Mosuo sind auch die Männer glücklich", so der 53-Jährige im Interview mit der Frauenzeitschrift FÜR SIE (19/09; EVT: 01. September). "Sie arbeiten kaum, können jeden Abend das Bett mit einer anderen Frau teilen, haben keine Verpflichtungen gegenüber den Kindern und wohnen ein Leben lang bei ihrer Mutter."
Lediglich für die ganz harten, körperlich schweren Arbeiten würden Männer hin und wieder herangezogen. Ansonsten verbringen sie den Tag mit Musik machen und Schach spielen. "Dass die Frauen mehr arbeiten, liegt daran, dass sie glauben, Männer seien für viele Aufgaben einfach nicht geeignet", so Coler.
Ricardo Coler, der schon einige Matriarchate besuchte, glaubt, dass eine von Frauen beherrschte Gesellschaft insgesamt sogar besser funktioniert. "Die Mosuo stehen ökonomisch besser da als andere Gemeinschaften in ihrer Nähe." Die Institution der Ehe sei bei den Mosuo unbekannt. Außerdem sei Gewalt bei ihnen verpönt. "Wenn jemand aggressiv war, schämt er oder sie sich danach dafür." Stärke zu zeigen sei aber erlaubt. Welche Frau in der Familie das Oberhaupt ist, entscheidet sich laut Coler allerdings nicht nach dem Alter, sondern danach, wer den stärksten Charakter habe.
Nur beim Flirten würden auch die dominanten Mosuo-Frauen ganz weich. "Die Frauen, die tagsüber die ganze Arbeit gemacht, die Männer herumkommandiert und angeschrieen haben, werden abends fast schüchtern", so Coler. "Sie putzen sich heraus, tanzen am Feuer, senken verschämt den Blick, wenn ein Mann sie anspricht, und erröten schnell."
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