Psychologin: Seitensprung muss nicht unter allen Umständen gebeichtet werden
Geständnis allein macht Partnerschaft nicht wieder heil
Hamburg (ots)
49 Prozent der Männer und 37 Prozent der Frauen waren ihrem Partner laut einer repräsentativen Umfrage ("Durex-Report 2001") schon einmal untreu. In einem Partnerschafts-Report der Zeitschrift FÜR SIE sagen Experten, wie Betroffene und Betrogene am besten damit umgehen sollten. Zur Frage, ob der "Sünder" dem Partner darüber berichten soll te, meint die Psychologin Dr. Anna Schoch, ein Seitensprung, den man bereue, müsse nicht unter allen Umständen gebeichtet werden. Sei der Ausrutscher nämlich bedeutungslos, könne es nur einen Grund für die Beichte geben: sich vom Partner Absolution erteilen zu lassen, um das schlechte Gewissen zu beruhigen. Wenn der betrogene Partner nicht verzeihe, habe die Beichte mehr zerstört als gekittet.
Bei einer Beichte, ob angebracht oder nicht, ist nach Ansicht von Schoch viel Fingerspitzengefühl angebracht. Meistens wolle der Betrogene alle Einzelheiten aus der Affäre wissen, um Vergleiche - vor allem sexueller Art - zu ziehen. Gerade diese Details gehörten aber keinesfalls auf den Tisch, warnt Schoch. "Damit gibt man der Fantasie des Betrogenen Nahrung und verletzt ihn so noch mehr." Vertrauensfördernd könne es dagegen sein, dem Partner mitzuteilen, was einen in die Arme eines Dritten getrieben hat. Alle Gespräche, die dazu beitragen, das Geschehene zu verarbeiten und die Beziehung auf eine neue Basis zu stellen, seien schmerzhaft, aber wichtig. Nur so habe die Partnerschaft noch Zukunft.
Nach Überzeugung des Hamburger Diplom-Psychologen Michael Cöllen muss ein Seitensprung nicht gleich das Ende einer Beziehung sein. Er könne sogar als mögliche Bereicherung gesehen werden. Oft würden Paare erst dadurch erkennen, was in ihrer Beziehung jahrelang schief gelaufen ist. Voraussetzung sei natürlich, dass sie ein Paar bleiben wollen. Allein mit gutem Willen sei es jedoch nicht getan. Manche Hürde beim Aufarbeiten des Geschehenen könne die Beziehung im Nachhinein scheitern lassen, etwa, wenn der betrogene Partner sein Vertrauen nicht wiedergewinnen kann und dazu neige, den anderen permanent zu kontrollieren, ihm nachzuspionieren. Dann werde das Opfer zum Täter und setze die Beziehung aufs Spiel. Schoch rät, sich in einem solchen Fall klar zu machen, dass verzeihen heißt: "Auch ich bin schuld an der Sache, denn es hat ja irgendetwas nicht gestimmt - und sei es, dass ich mich zu sicher gefühlt habe."
Für die andere Seite gelte, dass eine Beichte allein die Partnerschaft nicht wieder kittet. Nahtlos in den alten Trott zu verfallen, sei ohnehin Gift. Der "Schuldige" müsse sich unangenehmen Fragen stellen und sich mit den grundsätzlichen Problemen der Beziehung auseinandersetzen. Übertriebene Gewissensbisse und ein zu großes Bedürfnis nach Wiedergutmachung seien aber auch gefährlich. "Das kann unnatürliche Verhaltensweisen zur Folge haben", meint Sozialpsychologe Professor Witte. Wer sich ständig bemühe, alles richtig zu machen und permanent Abbitte leiste, erinnere den Partner erst recht an den Fehltritt.
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