Liebe wird vom Unterbewusstsein gesteuert
Hamburg (ots)
Wenn man sich verliebt, geschieht das nach neuen Erkenntnissen der Psychologie nicht zufällig, sondern auf Grund komplizierter Vorgänge im Unterbewusstsein. Um sich zu verlieben müsse "der potenzielle Partner einen ganzen Cocktail von Voraussetzungen erfüllen", sagt der Hamburger Psychologie-Professor Erich H. Witte in der neuen Ausgabe der Frauenzeitschrift FÜR SIE. Und die US-amerikanische Expertin Colene Sawyer betont, dass "die Grundmuster des Liebens, die festlegen, wie man spätere Partner wählt" schon im Kleinkindalter geprägt werden. Die Berliner Psychologin Konstanze Fakih geht sogar davon aus, dass man sich auch gegen den eigenen Willen verlieben kann. "Und das passiert gar nicht so selten. Liebe ist eben eine ganz besondere Macht - und widerspricht in der Regel jeder Vernunft."
Vor allem bei Frauen hat nach Professor Wittes Ansicht der Vater häufig Vorbildfunktion für alle potenziellen Liebespartner. Wenn Papa nicht nur Steuererklärung und Reifenwechsel beherrscht, sondern auch kochen und Knöpfe annähen kann, wird seine Tochter wahrscheinlich nach einem ähnlichen Multitalent Ausschau halten - allerdings nur, wenn das Verhältnis zum Vater gut ist. Anderfalls sucht die Tochter sich einen Mann, der wenig mit dem Vater gemeinsam hat.
Der "Prozess des Sichverliebens" wird aber auch von einer Art Urgesetz der Partnerwahl gesteuert: dem "Homogamieprinzip". "Gleich und gleich gesellt sich gern" - das wissen die Menschen schon seit ewigen Zeiten. "Der Mensch bevorzugt Vertrautes, deshalb wählen die meisten einen Partner, der vom Wesen her zu einem selbst passt und der augenscheinlich aus einem vergleichbaren sozialen und kulturellen Umfeld kommt", meint Professor Werner Habermehl, Soziologe und Leiter des Sexologischen Instituts in Hamburg. Je mehr man gemeinsam hat, desto besser stehen die Chancen für eine langfristige Beziehung. Und die wünschen sich nach den Erkenntnissen von Habermehls Kollegen Witte 85 Prozent der Menschen im heiratsfähigen Alter.
Wer versucht, sich nicht von diesen entwicklungsgeschichtlich vorgegebenen Gesetzen leiten zu lassen, erlebt häufig einen Reinfall. Trotzdem orientieren sich immer mehr Menschen an oftmals durch die Medien erzeugten Idealbildern. Schließlich wird uns in Zeitschriften und Fernsehen jeden Tag vorgeführt, wie der richtige Partner zu sein hat - optisch und charakterlich. Der Heidelberger Soziologe Professor Thomas Klein hat herausgefunden, dass "das Bedürfnis nach dem maximalen Spaßfaktor" nicht mehr nur bei der Freizeitgesteltung, sondern "offensichtlich auch bei der Partnerwahl" immer häufiger eine wesentliche Rolle spielt. Diese Rechnung gehe jedoch zumeist nicht auf, betont Klein. "Beziehungen werden schneller aufgelöst, die Suche nach dem Richtigen lediglich verlängert." Das gehe so lange, bis man letztendlich doch unter seinesgleichen fündig werde.
Das männliche Unterbewusstsein wird übrigens nach den Erkenntnissen der Experten viel mehr von äußeren Reizen stimuliert als das weibliche. "Optik zählt für Männer mehr als für Frauen", sagt Professor Habermehl. Frauen seien von Natur aus anspruchsvoller und wählten den Partner auch nach Status, Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit.
Diese Vorabmeldung aus der FÜR SIE Ausgabe 13/2001 mit Erstverkaufstag Mittwoch, 6. Juni 2001, ist unter Quellenangabe FÜR SIE zur Veröffentlichung frei.
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