Raucher unterschätzen ihre Nikotin-Sucht
Hamburg (ots)
Viele Raucher unterschätzen ihre Abhängigkeit vom Nikotin. Und der weit verbreitete Glaube, man könne jederzeit aufhören, ist ein Trugschluss. "Es ist ebenso schwierig, jemanden vom Nikotin wegzukriegen wie vom Heroin", sagt der Münchner Toxikologe Friedrich Wiebel vom GSF Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit in der aktuellen FÜR SIE (Ausgabe 7/2004, EVT 9. März 2004).
Mit dem Umstieg auf leichte Zigaretten reduziere man keinesfalls die Gefährlichkeit des Rauchens. "Leichtraucher kompensieren diese Unterversorgung mit ihrem Suchtstoff: Sie ziehen tiefer und öfter an der Zigarette, so dass die Dosis an Nikotin und krebserregendem Teer am Ende gleich bleibt", sagt Wiebel. Wirklich gefährlich sei die kurze Dauer zwischen Aufnahme und Wirkung des Nikotins. "Der Suchtstoff tritt über die große Oberfläche der Lungen in Sekundenschnelle direkt in die Blutgefäße ein, wird in das Gehirn transportiert und löst dort den belohnenden Kick aus. Das hat einen hohen Lerneffekt", betont Wriebel.
Die aktuelle FÜR SIE stellt verschiedene Entwöhnungsmethoden vor. Die Erfolgsquote variiert. Bei der "Aus-und-vorbei-Taktik" beträgt sie beispielsweise 5 Prozent. Ziel der Verhaltenstherapie ist es, das angelernte Verhalten zu löschen, das in bestimmten Situationen den Griff zur Zigarette gegriffen auslöst. Hier liegt die Erfolgsquote nach sechs Monaten bei 20 bis 30 Prozent. Auch Akupunktur und Hypnose werden zur Raucherentwöhnung eingesetzt, ihre Langzeitwirkung ist jedoch umstritten.
Bei der Nikotin-Ersatz-Therapie mit Pflaster, Kaugummi oder Spray erreicht die Erfolgsquote nach drei Monaten rund 30 Prozent. Nicht ohne Risiko ist "Zyban", die erste verschreibungspflichtige Tablette, die Entzugserscheinungen im Gehirn dämpfen soll: Die Liste der Nebenwirkungen reicht von Bluthochdruck bis zu Angstzuständen, und es kam sogar zu einigen Todesfällen. Die angegebenen Erfolgsraten schwanken zwischen 18 und 30 Prozent.
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