Heikler Konflikt
Kommentar von Andreas Härtel zu Russland und Litauen
Mainz (ots)
Der Konflikt um Kaliningrad ist heikel. Zum einen hat Putin das Baltikum schon vor Längerem zu seinem Ziel erklärt; in der Duma in Moskau wurde Litauen auch schon das Existenzrecht abgesprochen, so wie zu Beginn des Jahres der Ukraine. Zum anderen ist die Exklave rund um das frühere Königsberg nicht nur als Vorposten von enormer Bedeutung für Russland, sondern auch als Militärstützpunkt. Denn dort ist die russische Ostseeflotte stationiert. Die litauische Regierung handelt zwar rechtens, wenn sie auf die EU-Sanktionsliste verweist und nicht mehr alle Güter für den Transit durch das eigene Land erlaubt. Und die Sanktionen sollen Moskau ja auch wehtun. Aber klar ist: Das Ganze trifft Putin schwer. Kaum anzunehmen, dass er es auf sich beruhen lässt. Vor allem, da er sich im Norden ohnehin durch den bevorstehenden Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands herausgefordert fühlt. Doch was genau folgt daraus? Eine militärische Auseinandersetzung mit den baltischen Staaten wäre ein Krieg gegen die Nato. Das weiß auch Putin, ebenso wie seine Marionette Lukaschenko in Belarus. Entsprechend unwahrscheinlich ist eine solche Eskalation. Doch hat Putin andere Möglichkeiten. Das Baltikum ist nicht ans westliche Stromnetz angeschlossen, sondern ans russische. Entsprechend schnell kann Moskau Druck ausüben, das ist Litauen bewusst. Eine schrittweise Erhöhung des Bedrohungspotenzials, etwa mit russischen Kriegsschiffen in der Ostsee, schließt das nicht aus. Dann könnte der Konflikt auch näher an Deutschland heranrücken. Denn die Bundesrepublik ist Führungsnation für die Verteidigung Litauens innerhalb der Nato. Das dortige Bundeswehrkontingent ist Kern der Strategie zur Abschreckung eines Angriffs.
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