Überzogen
Kommentar von Tobias Goldbrunner zum öffentlichen Dienst
Mainz (ots)
In den Tarifverhandlungen des öffentlichen Diensts droht eine lange Eiszeit - und damit längere Streiks in empfindlichen Alltagsbereichen. Die Forderungen der Gewerkschaften sind mit 10,5 Prozent überzogen. Dass diese zu Beginn höhere Zahlen ansetzen, liegt in der Natur der Sache, gehört zum Taktieren dazu. Keine Frage, die Löhne für Angestellte in Kitas, der Müllabfuhr, dem öffentlichen Nahverkehr oder Pflegeeinrichtungen müssen steigen. Doch Verdi und Co. überspannen diesmal den Bogen. Das könnte Sympathien kosten, der Arbeitgeberseite in die Karten spielen. Die Teuerungsrate dürfte Experten zufolge in diesem Jahr bei fünf bis sechs Prozent - eventuell sogar darunter - liegen. Hier sollte sich die Einigung einpendeln, um zumindest die höheren Kosten für Nahrungsmittel, Energie und vieles mehr zu decken. Zudem sollten Berufe im öffentlichen Dienst attraktiver werden für den Nachwuchs, schon jetzt können Tausende Stellen nicht besetzt werden. Allerdings darf nicht vergessen werden: Je höher die Lohnsteigerung ausfällt, desto tiefer muss auch zum Beispiel der Bund in die Tasche greifen. Schon jetzt ist der Haushalt für 2023 auf Kante genäht. Zusätzliche Milliarden auf der Ausgabenseite könnten also für Steuererhöhungen für die Bevölkerung sorgen. Zudem könnten Kommunen weniger Mittel für Straßen- oder Kitabau zur Verfügung stehen. Es wäre keine Überraschung, wenn eine Einigung erst bei der dritten Runde Ende März erzielt werden könnte. Bis dahin könnten Streiks immer wieder weite Teile des öffentlichen Lebens lahmlegen.
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