Unbeirrt
Kommentar von Christian Knatz zum Krieg in der Ukraine
Mainz (ots)
Während im Westen feinsinnig darüber debattiert wird, welche Waffenlieferungen in die Ukraine jetzt genau welchen Grad an Eskalation und Kriegsbeteiligung bedeuten, schafft Russland unbeirrt Fakten. Tag für Tag zerbomben die staatlichen und privaten Terrorbanden Städte und Dörfer im Osten der Ukraine; Tag für Tag metzeln die Mörder Menschen vor und meucheln sie hinter der Front. Und es dürfte noch schlimmer werden in nächster Zeit. Eine erwartete Großoffensive dürfte das Ausmaß von Tod und Zerstörung im überfallenen Land drastisch erhöhen. Die Hoffnung, durch ein dosiertes Wohlverhalten gegenüber dem Aggressor irgendwas einzudämmen, sie trügt schon wieder. Dabei könnte die neue Defätismus-Welle ("Die Ukraine kann nicht mehr gewinnen") gebrochen werden. In einem Punkt hat Russland nämlich bereits deeskaliert, wenn man dafür die vielfach missbrauchte Vokabel abermals verbiegen mag. Als großes Ziel gibt Moskau derzeit die Eroberung von Bachmut aus. Gemessen an der vollmundigen Ankündigung vor Jahresfrist, binnen dreier Tage die Hauptstadt der Ukraine zu nehmen, sind das sehr kleine Brötchen. Für die überschaubaren militärischen Erfolge hat Russland einen beachtlichen Teil der angeblich zweitstärksten Armee der Welt geopfert. Dass dieses nur von der Fläche gigantische Land Menschen und Material in beliebigen Mengen ersetzen kann, ist nur ein gern erzähltes Märchen aus der Moskauer Lügenfabrik. Auch dieser Gegner der zivilisierten Welt kann geschlagen oder zermürbt werden, das lehren zwölf blutige Monate. Nicht nachlassende militärische Unterstützung ist dafür geboten, so sehr alle außer Russland lieber hätten, dass die Waffen schweigen. Der Preis für einen Sieg ist, vor allem für die Ukraine, hoch. Im Falle ihrer Niederlage wäre er unbezahlbar.
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