NDR Intendant Marmor: Juristische Mittel dürfen investigative Berichterstattung nicht verhindern
Hamburg (ots)
NDR Intendant Lutz Marmor hat an die Journalistinnen und Journalisten in Deutschland appelliert, sich bei ihrer investigativen Arbeit nicht von juristischen Gegenmaßnahmen einschüchtern zu lassen. Bei der Jahrestagung Netzwerk Recherche in Hamburg wies Marmor am Sonnabend, 10. Juli, darauf hin, dass Firmen oder Privatpersonen immer öfter versuchten, mit juristischen Mitteln unliebsame Berichterstattung zu vereiteln. "Oft geht es dabei nicht um den Kern der Sache, sondern um Nebensächlichkeiten", so Marmor. "Wird ein Teilerfolg errungen, wird das öffentlichkeitswirksam per Pressemitteilung verkündet, obwohl der Kern der Berichterstattung davon unberührt bleibt." Sender wie Verlage bräuchten mehr denn je neben einem langen Atem und den nötigen finanziellen Mitteln auch eine gute juristische Beratung. "Wir verlangen von unseren Leuten korrekte und sorgfältige Arbeit. Wenn etwas Falsches behauptet wurde, muss das im Programm richtig gestellt werden", so Marmor weiter. "Der Druck finanzstarker Lobbyisten darf umgekehrt aber nicht dazu führen, Berichterstattung zu verhindern!"
Marmor hatte sich in einem Grußwort an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jahrestagung Netzwerk Recherche gewandt, deren Gastgeber der NDR ist. Der Kongress steht diesmal unter dem Motto "Fakten für Fiktionen - Wenn Experten die Wirklichkeit dran glauben lassen". Rund 700 Journalistinnen und Journalisten aus allen Teilen der Bundesrepublik haben sich dazu am Wochenende (9. und 10. Juli) auf dem Gelände des NDR Fernsehens in Hamburg-Lokstedt eingefunden. Auf der Referenten- und Gästeliste für die rund 120 Vorträge, Workshops und Diskussionsrunden finden sich u. a. die Namen von Günter Wallraff, FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher, Spiegel-Chef Georg Mascolo und seinem Vorgänger Stefan Aust, ARD-Programmdirektor Volker Herres, Stefan Niggemeier, vom ZDF Maybrit Illner und Thomas Bellut, NDR Hörfunk-Chefredakteurin Claudia Spiewak, Heribert Prantl, Hans Leyendecker, Friedrich Küppersbusch und Cordt Schnibben.
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