Skurriles Datenleck in Schleswig-Holstein: Festplatten der Stadt Glücksburg landen auf Flohmarkt
Hamburg (ots)
Sämtliche vertrauliche Dokumente der Stadtverwaltung Glücksburg aus mehreren Jahren sind offenbar durch eine schwere Panne in falsche Hände geraten. Nach Recherchen des Radioprogramms NDR Info fand ein Mann aus Glücksburg die Daten auf rund 15 Festplatten und mehreren Servern, die er nach eigenen Angaben auf einem Flohmarkt gekauft hatte. Die Speicher enthalten nach Angaben des Mannes Steuerbescheide, Dokumente etwa zum umstrittenen Genehmigungsverfahren eines Spaßbades, Konzessionen für Unternehmer, Gesprächsvermerke, Protokolle und Schreiben an Bürger. Er habe für die Festplatten 30 Euro bezahlt, so der Mann weiter. Die Einzelteile der Speicher wollte er eigentlich für Computer-Reparaturen nutzen.
Den Flohmarkt hatte die Verwaltung Anfang Dezember selbst organisiert, weil sie in ein neues Rathaus gezogen ist. Aus diesem Grund bot sie das alte Inventar interessierten Bürgern an. Ob auch die Festplatten zum Verkauf bestimmt waren oder nur zufällig dort lagerten, ist unklar. Eine Verwaltungs-Sprecherin sagte lediglich, die Stadt habe die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Mitarbeiter der Datenschutzbehörde in Kiel haben die Festplatten und Server inzwischen bei dem Mann abgeholt. Er habe sich selbst bei den Behörden gemeldet, sagte der schleswig-holsteinische Datenschutzbeauftragte Thilo Weichert zu NDR Info. Außerdem bestätigte Weichert, dass in den Speichern vertrauliche Dokumente zu finden seien. Dabei handele es sich um Vorgänge aus der Zeit vor 2008. Damals war die Stadt Glücksburg mit der Stadt Flensburg eine Verwaltungsgemeinschaft eingegangen.
Weichert betonte, die Festplatten hätten im alten Rathaus weder offen gelagert noch verkauft werden dürfen, ohne sie vorher umfassend zu löschen. Deshalb liege in der Verwaltung offenbar ein massives Organisationsversagen vor. Dazu sei ein Zugriff auf die betreffenden Festplatten problemlos möglich, weil die Betriebssysteme völlig veraltet seien und keine Schutzfunktionen hätten. Weichert will den Vorfall jetzt dem Innenministerium des Landes in Kiel melden.
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14. Dezember 2010
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