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Neue Studie sieht alarmierende Unfallgefahr durch Smartphone-Nutzung am Steuer

Hamburg (ots)

Alarmierend viele Autofahrer werden durch Lesen und Tippen auf Smartphones abgelenkt und sind damit ein ernsthaftes Verkehrsrisiko. Zu diesem Ergebnis kommt eine noch unveröffentlichte Studie der Technischen Universität Braunschweig, die den Radioprogrammen NDR Info und N-JOY vorliegt. Die Verkehrspsychologen registrierten bei der Beobachtung von knapp 12.000 vorbeifahrenden Autos, dass in diesem Moment 4,5 Prozent der Fahrer durch Hantieren mit ihrem Handy abgelenkt waren - das sind mehr Fahrer, als beim Telefonieren beobachtet wurden. Die Studie spricht von einer im Vergleich zu anderen Ländern "alarmierend hohen Rate von Tippen während der Fahrt" in Deutschland. In einer bundesweiten Umfrage von N-JOY und NDR Info sprachen sich zehn der 16 Innenministerien der Länder für eine Erweiterung des Verbots aus. Nur drei Länder führen eine Statistik, wie häufig unzulässige Handynutzung für Unfälle mit verantwortlich ist.

Wissenschaftler der TU Braunschweig hatten im vergangenen Jahr 11.837 zufällig ausgewählte Autos an 30 Standorten in Hannover, Braunschweig und Berlin beim Vorüberfahren beobachtet. Dabei war unzulässige Handynutzung nicht nur im stehenden Verkehr festzustellen, sondern fast ebenso häufig im fahrenden Auto. Der Leiter der Studie, der Verkehrspsychologie-Professor Mark Vollrath, schließt daraus, dass Fahrer Handys auch dann benutzen, wenn der Verkehr höhere Aufmerksamkeit erfordert. Vollrath führt den Anteil unzulässiger Handynutzung auf die stark gestiegene Zahl von Smartphones in Deutschland zurück, aber auch auf mangelndes Problembewusstsein. "Den Leuten scheint nicht klar zu sein, wie gefährlich gerade das Tippen auf dem Handy ist. Aber Problembewusstsein alleine reicht nicht. Man lässt solche Dinge erst dann sein, wenn sie zu negativen Konsequenzen führen", sagte Vollrath und forderte mehr Kontrollen sowie eine Überarbeitung der gesetzlichen Regelung. Auch zehn der von N-JOY und NDR Info befragten 16 Bundesländer halten die Formulierung des Mobiltelefonverbots für nicht mehr zeitgemäß, unter anderem, weil mittlerweile auch viele andere technische Geräte genutzt werden könnten. Das Schreiben einer SMS oder das Eintippen einer Telefonnummer erhöht das Unfallrisiko laut Studien um das Sechs- bis Zwölffache.

Statistiken aus Ländern wie den USA oder Österreich nennen die Nutzung von Handys als eine der Hauptunfallursachen. In Deutschland führen nur Berlin, das Saarland und Nordrhein-Westfalen überhaupt Statistiken, kommen dabei aber auf überraschend geringe Zahlen. Danach konnte in weniger als 0,1 Prozent der Unfälle Handynutzung als Unfallursache nachgewiesen werden. Verkehrsforscher Vollrath hält diese Zahlen für nicht repräsentativ und die Erfassung durch die Polizei für lückenhaft. Der ADAC schätzt, dass in Deutschland jeder zehnte Unfall auf unzulässige Handynutzung zurückzuführen ist. Nahezu alle 16 Bundesländer halten das Problem "Handy am Steuer" laut der Umfrage von N-JOY und NDR Info für gravierend und thematisieren es in Vorbeugungskampagnen. Doch nur wenige Innenministerien konnten genaue Angaben zu Kontrollen des Handyverbots machen.

Handys dürfen laut Straßenverkehrsordnung während der Fahrt nicht in die Hand genommen und benutzt werden. Verstöße von Autofahrern werden mit 60 Euro Bußgeld und einem Punkt beim Flensburger Kraftfahrtbundesamt geahndet. Für Radfahrer werden 25 Euro fällig. Immer wieder diskutieren Politiker eine Erweiterung und Verschärfung des Verbots.

N-JOY, das junge Radioprogramm des NDR, startet am Montag, 11. April, zusätzlich zur Berichterstattung die Kampagne "Kopf hoch. Das Handy kann warten" als dauerhafter Bestandteil in seinen Sendungen und Social Media-Angeboten. Hörerinnen und Hörer werden regelmäßig daran erinnert, auf die Straße zu schauen und nicht auf das Display. Zudem berichten Feuerwehrleute, Sanitäter und Polizisten von ihren Unfalleinsätzen. Das Informationsprogramm NDR Info berichtet mehrere Tage über verschiedene Aspekte des Themas und diskutiert am Mittwoch, 13. April, um 21.05 Uhr in der Sendung "Redezeit" mit Experten und Hörern.

Pressekontakt:

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