Das Hamburg Journal meldet exklusiv: Vielen Türken droht Verlust deutscher Staatsangehörigkeit
Hamburg (ots)
Zehntausenden von in Deutschland eingebürgerten Türken droht der Verlust der deutschen Staatsbürgerschaft. Das berichtet das Regionalmagazin Hamburg Journal exklusiv im NDR Fernsehen am Freitag, 19.30 Uhr. Grund für den Verlust sei die Tatsache, dass zahlreiche Türken nach ihrer Einbürgerung in der Bundesrepublik zusätzlich einen türkischen Pass erworben haben. Seit der Reform des Staatsangehörigkeitsgesetzes Anfang 2000 gilt die Regelung, dass Personen mit dem Erwerb einer weiteren Staatsbürgerschaft automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit verlieren. Allein in Hamburg sind nach Auskunft der Initiative Kein Verlust der deutschen Staatsbürgerschaft mehrere tausend Türken betroffen. Zur Zeit tauchen vermehrt Fälle auf, da die jetzige türkische Regierung seit dem vergangenen Jahr nicht mehr versucht, bei Auszügen aus Personenregistern die Tatsache der türkischen Wiedereinbürgerung zu verschleiern, so der NDR. Wir haben bisher pro Monat etwa zwei bis drei Fälle, in denen wir den Verlust der deutschen Staatsbürgerschaft feststellen, erklärte der Sprecher der Ausländerbehörde Hamburg, Norbert Smekal, gegenüber dem Hamburg Journal.
Ihren türkischen Pass hätten die meisten Türken über das für sie zuständige örtliche Konsulat zurückerlangt. Die türkischen Konsularbeamten hätten die Pässe nach Angaben der Hamburger Initiative freigiebig ausgehändigt und die Antragsteller sogar dazu ermutigt, ihre türkische Staatsangehörigkeit zurückzuerlangen. Das türkische Generalkonsulat in Hamburg wollte sich gegenüber dem NDR nicht zu der Praxis äußern. Eine Vertreterin erklärte jedoch, dass nach türkischen Gesetzen eine doppelte Staatsbürgerschaft erlaubt sei.
Die türkische Zeitung Hürriyet hatte in der vergangenen Woche in ihrer Europa-Ausgabe darüber berichtet, dass rund 100.000 Türken in Deutschland ihre deutsche Staatsbürgerschaft wieder verloren hätten, weil sie sich nach ihrer Einbürgerung erneut einen türkischen Pass besorgt hätten. Das Bundesinnenministerium in Berlin konnte auf NDR- Anfrage keine genauen Zahlen nennen, bestätigte aber, dass eine größere Anzahl von Türken betroffen sei. Durch eine etwas seltsame Praxis der türkischen Regierung sei es zu diesem Problem gekommen, so eine Sprecherin. Die türkische Regierung habe jedoch zugesagt, diese Praxis zu ändern.
Warum türkische Behörden den Rückerwerb der türkischen Staatsbürgerschaften trotz Wissens um die Rechtsfolgen vorangetrieben haben, ist umstritten. Hintergrund sei nach Einschätzungen von Professor Udo Steinbach vom Deutschen Orientinstitut der türkische Nationalismus. Türke zu sein, bedeutet etwas Außerordentliches, etwas Besonderes, so Steinbach im NDR, Der türkische Staat fühlt sich eben als eine Art Gralshüter für die Türken - nicht nur in der Türkei, sondern eben auch in Europa. Die wieder ausgebürgerten Türken können nach Angaben der Hamburger Ausländerbehörde einen Antrag auf Wiedereinbürgerung stellen. Sie müssen allerdings für die Zwischenzeit eine Aufenthaltserlaubnis beantragen.
21. Januar 2004/RC
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