BGA Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V.
Dienstleistertarif Bolero bringt frischen Wind in die Tarifpolitik
Berlin (ots)
B.V.D. Bundesverband Deutscher Dienstleistungsunternehmen
CGB Christlicher Gewerkschaftsbund Deutschlands
Der DHV. Deutscher Handels-und Industrie-Angestelllten-Verband
Ein neuer Tarifvertrag für die gesamte Dienstleistungsbranche revolutioniert die traditionelle Tarifpolitik. Kernstück des Dienstleistertarifs, der heute unter dem Namen "Bolero" in Berlin vorgestellt wurde, ist das Entscheidungsrecht des Unternehmers, dem Tarif beizutreten oder auch nicht, selbst wenn er Mitglied im Arbeitgeberverband ist. Bolero ist darüber hinaus flexibel, enthält zahlreiche Öffnungsklauseln, regelt verbindliche Mindestnormen und bietet Gestaltungsfreiheit für eine erfolgs- und leistungsbezogene Beteiligung der Mitarbeiter. Darüber informierten auf einer Pressekonferenz die beiden Tarifvertragsparteien, vertreten durch Dr. Uwe Mehrtens, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Dienstleistungsunternehmen und sein Geschäftsführer Olaf Junge auf Arbeitgeberseite sowie Jörg Hebsacker, Vorsitzender des Deutschen Handels- und Industrieangestellten-Verbandes im CGB (DHV) und Peter Konstroffer, Bundesvorsitzender des Christlichen Gewerkschaftsbundes (CGB), auf Arbeitnehmerseite.
"Wenn heute von Tarifpolitik gesprochen wird, denkt man an Industrie und IG Metall. Es fallen die Stichworte vom Flächentarif, vom Tarifkartell, von Überregulierung und mangelnder Flexibilität. Der Tarifvertrag alter Prägung gilt ebenso wenig als zeitgemäß wie ein Streik bei der Auseinandersetzung über angemessene Arbeitsbedingungen. Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände haben nicht nur ein Mitglieder- sondern auch ein Kompetenzproblem", sagte BVD-Präsident Mehrtens. Gefordert seien heute individuelle Lösungen unter größerer Berücksichtigung von Eigenverantwortung. Nur dann habe die Tarifpolitik als angebots- und rahmensetzender Faktor für Arbeit, Arbeitsstrukturen und Kosten in der Zukunft noch eine Chance. Dies zeige sich besonders in den dynamischen und wachstumsorientierten Sektoren der Dienstleistungswirtschaft. Die BVD habe mit dem DHV und dem CGB einen Tarifvertrag abgeschlossen, der diesem Anspruch gerecht werde. Der Tarifvertrag setzte nur Rahmenbedingungen. Er sei ein angebotsorientierter Tarifvertrag, der das Angebot an die Mitarbeiter und an die Unternehmen beinhalte, sich dieses Regelungswerkes als Grundlage zu bedienen und selbständig seine Regelungen auf die Notwendigkeiten des Einzelfalles und die Bedürfnisse des Unternehmens weiterzuentwickeln. "Die betriebliche Personalarbeit wird durch Bolero erleichtert. Gleichzeitig wird aber für Branchen oder auch Einzelunternehmen die Möglichkeit eröffnet, diesen Tarifvertrag, der sich selbst nur als Orientierungshilfe begreift, zusammen mit dem Betriebsrat auf die Bedürfnisse des Einzelunternehmens zuzuschneiden oder abzuändern", erläuterte BVD-Geschäftsführer Junge.
Jörg Hebsacker, Vorsitzender des Deutschen Handels- und Industrieangestellten-Verbandes, sagte, dem Wunsch der Gestaltungsfreiheit der Betriebe bei der Festlegung von Arbeitsnormen entspreche der Wunsch der betroffenen Arbeitnehmer nach Rechtssicherheit. Dabei sei zu berücksichtigen, dass sich das Arbeitsleben mit atemberaubender Geschwindigkeit verändere. "Die Tarifpolitik muss - um ihre gesamtgesellschaftliche soziale Bedeutung zu erhalten - den Veränderungen Rechnung tragen. Dies gilt in besonderem Maße für die stark wachsenden Branchen im Dienstleistungsbereich. Die dort entstehenden Arbeitsplätze zeichnen sich durch höchste Ansprüche an Qualifikation, Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft aus. Was sich in herkömmlichen Unternehmen nur allmählich durchsetzt, ist in den neuen Branchen bereits Unternehmens-Selbstverständnis, nämlich die Einsicht, dass das größte Kapital eines Unternehmens die Leistungsfähigkeit, Kreativität und Leistungsbereitschaft seiner Mitarbeiter ist", sagte Hebsacker.
Der Dienstleistertarif Bolero schaffe Gestaltungsfreiheit für die Mitarbeiter und ermögliche Leistungsgerechtigkeit. "Er ist eine beispielhafte Lösung für die zukunftsfähige Erhaltung des Flächentarifs durch betriebliche Öffnung", so der DHV-Vorsitzende.
"Wir halten am Flächentarifvertrag fest und schaffen trotzdem für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr gestalterische Möglichkeit und Flexibilität am Arbeitsplatz", betonte Peter Konstroffer, Bundesvorsitzender des Christlichen Gewerkschaftsbundes. Partnerschaft statt Klassenkampf sei in diesem Jahrtausend der Garant für Vollbeschäftigung und soziale Gerechtigkeit. "Nicht der Staat allein, er immer weniger, sondern die Teilnehmer am globalen volkswirtschaftlichen Handeln, entscheiden über Wohlstand und Freiheit der Gesellschaft und des Einzelnen. Die Beteiligung der Arbeitnehmer am Unternehmen und die durch Tarifvertrag geschützte und mit Arbeitgebern verabredete Stärkung der Eigenverantwortlichkeit des Einzelnen im Unternehmen sind der richtige Weg und die einzige Antwort auf die Herausforderungen der Globalisierung", sagte Konstroffer bei der Vorstellung des Dienstleistervertrages Bolero heute in Berlin.
(Die Pressestatements und der Text des Tarifvertrages "Bolero" sind abrufbar.)
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