BGA Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V.
Sendesperrfrist: 27. März 2007 10:30 Uhr BGA: Aktuelle Situation und Ausblick für den deutschen Außen-handel - Die Bedeutung der EU für die Außenhandelsnation Deutschland
Berlin (ots)
"Der europäische Einigungsprozess ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte für Wirtschaft und Bürger. 50 Jahre nach Unterzeichnung der Römischen Verträge befindet sich die Europäische Union am Scheideweg. Von den aktuell anstehenden Weichenstellungen hängt es ab, ob wir Europäer künftig weiterhin Globalisierungsgewinner oder Zaungast der Weltwirtschaft sein werden." Dies erklärt Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), anlässlich der heutigen BGA-Pressekonferenz zur Außenhandelskonjunktur.
Nach einem schwungvollen Start erwartet der BGA bei den Exporten im laufenden Jahr ein Plus von bis zu neun Prozent - und damit deutlich unter dem Vorjahresergebnis - auf 977 Milliarden Euro. Trotz insgesamt positiven Konjunkturverlaufs in unseren Hauptabsatzmärkten mehren sich jedoch die Unsicherheiten. Das Wachstum in den USA, der EU, Japan und China wird wohl etwas schwächer ausfallen als im vergangenen Jahr, politische Krisen wie jene im Nahen Osten können bei einer weiteren Zuspitzung zusätzlich zur Verunsicherung beitragen.
Die Wareneinfuhren nach Deutschland werden ebenfalls um rund neun Prozent zunehmen und einen Wert von 797 Milliarden Euro erreichen können. Daraus ergibt sich für 2007 ein Außenhandelsüberschuss von 180 Milliarden Euro, ein neuer Rekordwert.
Auch den schmückenden Titel des Exportweltmeisters von Waren wird Deutschland gegenüber China verteidigen können, dessen Exporte sich 2007 auf voraussichtlich knapp 900 Milliarden Euro steigern werden.
Rund 8,5 Millionen Jobs, also jeder fünfte Arbeitsplatz, hingen im Jahr 2006 in Deutschland am Export - eine Million mehr als noch im Jahr 2000 und mit steigender Tendenz.
Wie schon im abgelaufenen Jahr werden 2007 die Ausfuhren in die Nicht-EU-Länder mit plus 13 Prozent überproportionale Zuwächse verzeichnen. Die dynamischsten Wachstumsmärkte sind Russland und China (mit jeweils plus 20 Prozent) sowie die ASEAN-Länder (plus 15 Prozent), gefolgt von den USA mit einem Zuwachs von bis zu 10 Prozent. Die Exporte in die Eurozone, unserem wichtigsten Markt, werden um bis zu sieben Prozent wachsen können. Als anhaltende Erfolgsgeschichte erweist sich die EU-Erweiterung: Die Exporte in die beigetretenen Länder Mittel- und Osteuropas steigen weiterhin über dem europäischen Durchschnitt um cirka 12 Prozent, jene nach Rumänien und Bulgarien sogar um rund ein Viertel.
Erzeugnisse des Maschinenbaus, Kraftwagen und Kraftwagenteile sowie chemische Erzeugnisse waren und sind mit deutlichem Abstand zu anderen Warengruppen die Eckpfeiler des deutschen Exports. Darüber hinaus zahlt sich heute am Markt aus, dass Deutschland bereits frühzeitig in Zukunftstechnologien investiert hat: Deutsche Unternehmen gehören zu den Weltmarktführern bei erneuerbaren Energien und Umwelttechnologie.
Nachdrücklich plädiert der BGA für eine Vollendung des EU-Binnenmarktes für Waren und insbesondere auch für Dienstleistungen. Für deutsche Unternehmen ist Europa die Hauptabsatz und -einkaufsregion für Waren und Dienstleistungen. Über 62 Prozent der Aus- und 57 Prozent der Einfuhren werden mit der EU 25 abgewickelt.
Einer Festung Europa zugunsten nicht mehr wettbewerbsfähiger Industriezweige erteilt der BGA eine klare Absage. So kritisiert der Außenhandelsverband den häufigen Missbrauch der von der EU insgesamt 138 verhängten Anti-Dumping-Maßnahmen als Protektionismus durch die Hintertür.
Daher begrüßt der BGA ausdrücklich die Initiative der EU-Kommission, die handelspolitischen Schutzinstrumente der EU auf ihre Funktionalität zu überprüfen und im Interesse aller Zweige der europäischen Wirtschaft, Hersteller und Händler, vernünftig weiterzuentwickeln und an die Realität einer zunehmend globalisierten Industrie- und Handelslandschaft anzupassen.
Die deutsche Wirtschaft braucht nach Überzeugung des BGA einen erfolgreichen Abschluss der Doha-Runde aufgrund ihrer hohen weltwirtschaftlichen Verflechtung. Selbst wenn die EU mit jedem Land der Erde bilaterale Freihandelsabkommen schließen würde, würde dies nicht die Wohlfahrtsgewinne aufwiegen, die im Rahmen des multilateralen Ansatzes der WTO erreichbar sind. Der BGA appelliert daher an die Bundesregierung, den eingeschlagenen Kurs konsequent fortzusetzen und die Chance des G8-Gipfels in Heiligendamm zu nutzen, um Fortschritte in der Agrarfrage sowie beim Marktzugang für industrielle Güter in Schwellenländer auszuhandeln.
"Der deutsche Handel fordert von der Politik, mit Beharrlichkeit in der WTO-Runde voranzuschreiten, auch über den Herbst 2007 hinaus. Gewinner einer multilateralen Einigung wären der deutsche Mittelstand und die Entwicklungsländer, die relativ gesehen am meisten profitieren würden - vor allem von einer Liberalisierung der Weltagrarmärkte, die allein 60 Prozent der erwarteten Wohlfahrtsgewinne ausmacht", so Börner abschließend.
21, Berlin, 27. März 2007
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