All Stories
Follow
Subscribe to BDI Bundesverband der Deutschen Industrie

BDI Bundesverband der Deutschen Industrie

Gemeinsame Erklärung zum G20-Gipfel - Auf Strategie zur Krisenbewältigung einigen - Bankbilanzen bereinigen - Verbindliches Regelwerk für weltweite Finanzmärkte schaffen

Berlin (ots)

Anlässlich des G20-Gipfels der Staats- und
Regierungschefs am 2. April in London erklären BDI, Bankenverband und
BGA:
Die Staats- und Regierungschefs stehen vor ihrem Gipfeltreffen in 
London vor schwierigen Herausforderungen. Notwendig ist eine klare 
gemeinsame Strategie sowohl mit Blick auf die Stabilisierung der 
aktuellen Situation an den Güter- und Finanzmärkten als auch auf die 
mittel- und längerfristig zu lösende Aufgabe der Stärkung des 
Regelwerkes für die Finanzmärkte.
Bei der Koordination wirtschaftspolitischer Maßnahmen sind 
zentrale Grundregeln zu beachten:
-	Festhalten am Prinzip offener Märkte und des Freihandels;
-	Einigung auf den geordneten Abbau der internationalen 
Ungleichgewichte auf der Basis einer koordinierten Maßnahmenplanung;
-	Vereinbarung international abgestimmter Maßnahmen und Absage an 
unkoordinierte Schritte und fallweise Stützungsmaßnahmen;
-	Verständigung über die rasche Beendigung der Ausgabenprogramme und 
die Rückkehr zur Haushaltsdisziplin auf der Basis einer koordinierten
"Exit-Strategie".
Stabilisierung des Bankensektors
Die Liquiditätspolitik der Notenbanken und staatliche Maßnahmen 
zur Rekapitalisierung von Banken sowie zur Bereitstellung von 
Emissionsgarantien haben einen "Fadenriss" bei der Versorgung der 
Wirtschaft mit Finanzmitteln bislang verhindert. Das Vertrauen 
zwischen den Banken ist allerdings noch nicht wieder zurückgekehrt. 
Die Unsicherheit über weiteren Wertberichtigungsbedarf könnte 
letztlich die Kreditversorgung der Wirtschaft insgesamt bedrohen. 
Deshalb muss alles getan werden, um das Finanzsystem zu 
stabilisieren. Hierbei ist die Bereinigung der Bankbilanzen um 
Problemaktiva besonders dringlich.
Zentrale Aspekte der Finanzmarktregulierung
Die Europäische Union hat als gestaltende politische Kraft in der 
Finanzmarktregulierung global an Einfluss gewonnen. Die Diskussion 
zur Finanzmarktkrise in Europa war und ist wegweisend für 
internationale Schlussfolgerungen - etwa der G20 oder im Forum für 
Finanzstabilität (FSF). Bei Änderungen des Regelwerkes müssen 
unbedingt die Rückwirkungen und die internationale Verflechtung der 
Finanzmärkte beachtet werden. Gerade in der aktuell schwierigen Phase
darf nicht auf bewährte Instrumente der internationalen Kooperation 
verzichtet werden.
	Eigenkapital stärken - Prozyklik dämpfen
Eine Stärkung der Kapitalausstattung im internationalen Bankensystem 
ist zu begrüßen und wird dazu beitragen, dass Banken auch in 
Abschwungphasen nicht gezwungen sind, prozyklisch zu agieren. Diesem 
Effekt risikosensitiver Kapitalanforderungen muss künftig mehr 
Aufmerksamkeit gewidmet werden. Der Aufbau von Eigenkapitalpuffern in
guten Zeiten ("dynamic provisioning") sollte ernsthaft geprüft 
werden. Bei darüber hinausgehenden Überlegungen zur Unterlegung von 
Risiken mit Eigenkapital ist anstelle pauschaler Kapitalzuschläge an 
konkreten Risiken anzuknüpfen. Die Einführung neuer 
Kapitalanforderungen muss mit Gespür für die aktuelle Marktlage 
erfolgen. Auch richtige Maßnahmen - zum falschen Zeitpunkt eingeführt
- können die Stabilität des Gesamtsystems oder dessen 
Funktionsfähigkeit gefährden.
	Aufsichtsstrukturen ohne Regelungs- und Kompetenzlücken
Das bisherige Modell der reinen Kooperation europäischer 
Aufsichtsbehörden reicht nicht mehr aus. Auch global muss die 
Struktur der Aufsicht der Struktur des Marktes folgen. Globale Märkte
brauchen eine globale Aufsicht ohne Regelungs- und Kompetenzlücken 
auf der Basis einer engen Koordination und Kooperation der 
Aufsichtsbehörden. Positiv ist der Vorschlag, für 
grenzüberschreitende Bankengruppen so genannte "Colleges of 
Supervisors" einzurichten und der Aufsichtsbehörde des 
Mutterinstituts dafür bestimmte Prozess¬steuerungskompetenzen 
einzuräumen.
	Früherkennung von Krisen ausbauen
Die im Rahmen der Bankenaufsicht und der makroökonomischen Analyse 
der Finanzmärkte erfassten Risiken und gewonnenen Erkenntnisse müssen
künftig enger miteinander verzahnt werden. Ein effizientes und 
möglichst globales Frühwarnsystem muss die laufende Beobachtung von 
Marktentwicklungen und die Einhaltung von Standards und Prinzipien an
den Finanzmärkten, vor allem aber auch konkrete Prozeduren bei der 
Feststellung einer Krisenlage, umfassen. In diesem Netzwerk müssen 
der Inter¬nationale Währungsfonds und das FSF eine zentrale Rolle 
spielen. Dies erfordert klare Verantwort¬lichkeiten, die Einräumung 
entsprechender Kompetenzen und die Bereitstellung ausreichen¬der 
finanzieller Ressourcen. Auf europäischer Ebene besitzt die EZB den 
Auftrag zur Wahrung der Finanzmarktstabilität. Die Deutsche 
Bundesbank sollte auf nationaler Ebene gleichfalls mit einem solchen 
Mandat ausgestattet werden.
	Ratingagenturen besser beaufsichtigen
Die Finanzkrise offenbart eklatante Schwächen der bisher 
praktizierten Selbstregulierung der Ratingagenturen. Unerlässlich ist
eine formelle Registrierung und Beaufsichtigung der Agenturen. 
Integrität, Unabhängigkeit und Transparenz der Ratingagenturen und 
des Ratingprozesses müssen durch entsprechende Vorgaben ergänzt, 
Interessenkonflikte vermieden werden. Regulatorische Eingriffe 
sollten sich auf die Ratingprozesse beschränken.
Markttransparenz erhöhen
Die Eigenkapitalunterlegung muss mit höherer Markttransparenz über 
die Risikosituation der jeweiligen Institute einhergehen. Verbesserte
Offenlegungsstandards, z. B. im Verbriefungsgeschäft und bei der 
Tätigkeit von Hedgefonds, dienen dem nachhaltigen Risikobewusstsein 
der Marktteilnehmer und der Krisenprävention. Zu wesentlichen 
Sachverhalten internationaler Finanzgeschäfte liegen derzeit keine 
aussagefähigen Daten vor. So fehlt es an einer Erfassung des 
Gesamtleverage etwa bei Hedgefonds. Die Erhellung dieser Bereiche ist
dringend notwendig. Entsprechende Vorschläge zur Schaffung eines 
globalen Kreditregisters und einer "Risiko¬landkarte" sind 
unterstützenswert.
	Vergütungs- und Anreizsysteme anpassen
Erfolgsorientierte Vergütungssysteme dürfen nicht dazu führen, dass 
übermäßig große Marktrisiken eingegangen werden. Verhaltenskodizes 
sollen diesen Grundsatz unterstützen. Die enge Verknüpfung zwischen 
Vergütungsanreizen und dem nachhaltig erzielbaren Erfolg des 
Gesamtunternehmens muss hier die Leitlinie sein.
	Bilanzierungsregeln verbessern
Die Fair-Value-Bewertung in den IFRS bleibt grundsätzlich ein 
angemessener und geeigneter Wertmaßstab zur Bereitstellung 
transparenter Bilanzinformationen. Verbesserungsbedarf besteht jedoch
für Regelungen der Konsolidierung, der Anhangsangaben über die 
Bewertung von Finanzinstrumenten und der Fair-Value-Bewertung in 
inaktiven Märkten. Schließlich müssen die Bilanzierungsregeln 
weltweit vereinheitlicht werden. Alleingänge oder Sonderlösungen in 
Bilanzierungsfragen, etwa durch "Carve Outs", führen zum 
Vertrauensverlust in die Bilanzen.
Fazit
Die Bundesregierung hat im Vorfeld des Gipfels auf ein gemeinsames
Herangehen der europäischen Seite hingewirkt. Das ist sehr zu 
begrüßen. BDI, Bankenverband und BGA erwarten auf dieser Basis 
konkrete Ergebnisse der G20, die letztlich die langfristigen 
Wachstumschancen der Weltwirtschaft stabilisieren. Angesichts dessen 
ist die klare Absage an Protektionismus ermutigend; sie sollte durch 
ein klares Votum für einen erfolgreichen Abschluss der WTO-Doha-Runde
bekräftigt werden.
Die Verbesserung des Regelwerkes für die Finanzmärkte steht im 
Zentrum der Vorarbeiten zum G20-Gipfel. Vor diesem Hintergrund ist 
das vorliegende Papier unserer drei Verbände zu sehen. Der Leitsatz 
der G20 "Kein Markt, kein Marktteilnehmer, kein Produkt ohne 
angemessene Aufsicht und Regulierung" beschreibt dabei den richtigen 
Ansatz. Zugleich muss klar sein: Zwischen dieser auf mittlere Frist 
angelegten Aufgabe und der kurzfristig nötigen Stabilisierung der 
Lage an den Finanz- und Gütermärkten besteht kein Widerspruch. Beides
muss erledigt werden.
Ansprechpartner:
BDI	Dr. Jobst-Hinrich Wiskow	(030) 2028-1450 	j.wiskow@bdi.eu
Bankenverband	Heiner Herkenhoff	(030) 1663-1200	 
Heiner.herkenhoff@bdb.de
BGA	André Schwarz	(030) 590099-520 	andre.schwarz@bga.de

Pressekontakt:

Kontakt:
BDI Bundesverband der Dt. Industrie
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Breite Straße 29
10178 Berlin
Tel.: 030 20 28 1450
Fax: 030 20 28 2450
Email: presse@bdi.eu
Internet: http://www.bdi.eu

Original content of: BDI Bundesverband der Deutschen Industrie, transmitted by news aktuell

More stories: BDI Bundesverband der Deutschen Industrie
More stories: BDI Bundesverband der Deutschen Industrie